1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Frankreich.
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schäften dafür sind Champagne, Burgund, Medoc und Languedoc.
Der Weinbau beschäftigt 3 Mill. Menschen. Getreide, besonders
Weizen und Kartoffeln baut man im Norden, in den mittleren und
südlicheren Provinzen Kastanien; Flachs und Bohnen im Norden; viel
Obst, 16 Mill. Eimer Apfelwein, gewinnt man in der Bretagne und
Normandie, Südfrüchte und Oel in der Provence, Trüffeln in Pen-
gord. Tabak ist Monopol der Regiernng.
Die Viehzucht ist gleichfalls bedeutend gefördert. Die Schaf-
zucht ist vorwiegend (30 Mill. Schafe). Die franz. Merinos bilden
gegenwärtig einen steten Ausfuhrartikel in die norddeutschen Wirth-
schaften. Kein deutsches Land erzeugt so vortreffliche Käseprodukte
als Brie und Aveyron (Dorf Roquefort bei S. Affrique). Die Zucht
von Rindvieh und Pferden nimmt zu, die von Maulthieren ab. Die
Pferdezucht ist nicht ausreichend, daher jährlich über 30,000 eingeführt
werden. Die Seidenzucht liefert 38,000 Ctr. Seide besonders im
Rhonethal. Bordeaux und Dünkirchen treiben am meisten Fischfang
auf Schell- und Walfisch, Boulogne auf Häringe. Der Ertrag der
Hochfischerei wird auf 36 Mill. Mark, der der Küstenfischerei auf 14
Mill. Mark geschätzt. An der Mündung der Loire werden Sardinen
gefangen und zubereitet. Berühmt sind die Austern von Cancale.
H 163. Industrie. Frankreich ist eines der größten Manufaktur-
länder. Hauptsitze der Industrie sind Paris und die nördlichen Pro-
vinzen. Galanterie-, Bijouterie- und Modewaaren von Paris beherr-
schen den Weltmarkt. Frankreich ist das erste Land in der Seiden-
fabrication. Dafür arbeiten 14'5,000 Webstühle (80,000 für
Seidenbänder) in Lyon, St. Etienne, Nimes, im unteren Rhonethal rc.
Leinen fabricirt man namentlich in den nördlichen Provinzen, Kam-
mertuche (Battist) kommen von Balenciennes, Cambray und Lille,
Spitzen von Alenqon und Balenciennes, feine Leinen unter dem Namen
Cretonne aus der Normandie und Maine. Baumwollenwaaren
(Rouenneries) liefert Rouen; Baumwollspinnereien mit 6^/5 Mill. Fein-
spindeln. Wollenwaaren kommen aus der Champagne und Picardie,
feine Tuche aus Elbeus, Louviers, und Reims, aus Wolle und Seide
gemischte Stoffe von Amiens, Schals und Teppiche von Paris. Hand-
schuhe fabricirt man in Paris und Grenoble. Berühmt ist das Por-
zellan von Sevres bei Paris und Limoges. Durch ihre Essenzen und
Parfümerien sind ferner Paris und Grasse bekannt. Lyon liefert
Ultramarin, Marseille feine Seife. Für Metallarbeiten und Waffen
sind St. Etienne und Nantes zu nennen Le Creusot, südlich von
Autun, ist der Hauptort für Dampfmaschinen rc. Aus dem Jura und
Franche Comte kommen Uhren. 1873 gabs 500 Rübenzuckerfabriken,
welche 400 Mill. Kilo Zucker fabricirten. Ihren Hauptsitz hat diese
Industrie im Norden. Montpellier liefert den reinsten Spiritus, Bor-
consum pro Kopf: Frankreich 130 Liter. Italien 120, Portugal 80, Schweiz
.59, Oesterreich 53, Spanien 30, Württemberg 18, Niederlande 4, Preußen 2%,
Großbritannien 2, Dänemark 1, Norwegen %, Schweden, Rußland, Belgien
je V3 Liter.