1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Rußland.
Stadt Derbend (d. h. eisernes Thor). Dieser Paß ist erst durch
Peter den Großen wieder geöffnet. Die Mittelstraße durch die Mitte
des Kaukasus ist unter Alexander I. gebaut, sie führt von der Festung
Wladikawkas (d. h. Beherrscher des Kaukasus) nach Tiflis. Im Nor-
den und Süden (von Tiflis bis ans kaspische Meer) breiten sich um
den Fuß des Kaukasus weitgedehnte Steppen aus. Zwischen dem Kur
und Aras umschließt ein Theil des armenischen Hochlandes (der
s. g. untere Kaukasus) das Becken des Goktschaisees und erhebt
sich im Alagöz (d. h. Auge Gottes) 4370 in. Das Gebirge ist von
christlichen Armeniern und mohammedanischen Tataren bewohnt. Von
Poti am schwarzen Meere ist eine Eisenbahn aus dem Nion- ins Kur-
thal in einer Höhe von 650 m. über den Verbindungszug des großen
und kleinen Kaukasus nach Tiflis geführt. Diese Wasserscheide zwischen
dem schwarzen und kaspischen Meere ist seit dem Argonautenzuge als
Handelsweg bekannt.
Als eine Fortsetzung des Kaukasus jenseit der Straße von Kertsch
kann das Jailagebirge in der Krim angesehen werden, 1525 m.
Durch landschaftliche Schönheit ist der mit Südfrüchten und Wein be-
deckte Abfall nach dem schwarzen Meere berühmt.
Endlich grenzt an die Nordwestseite der russischen Tiefebene die
Granitplatte von Finnland, ein von zahlreichen Seen, Sümpfen
und Mooren durchsetztes, 160 in. hohes Plateau, das nur theilweise
mit Dammerde und Sand ^überdeckt ist. Im Eharakter ähnelt es dem
nördlichen Schweden, mit dem es auch staatlich lange verbunden ge-
wesen ist.
§ 219» Das Klima zeigt 3 Zonen des Continentalklimas. Je
weiter nach O., desto.kälter wird der Winter. Daher gehen die Iso-
thermen von Nw. nach So.; so z.,B. die Isotherme 1° ß. von
Archangelsk nach Perm, 3° R. von Abo über Petersburg, Wladimir,
Samara nach Orenburg, 6» R. von Warschau über Poltüwa zur Mün-
dung des Ural. Die Jsotheren gehen von Wsw. nach Ono., die
Jsochimenen im östlichen Rußland fast von N. nach S. Unter gleicher
Breite zeigen die westlichen Orte höhere Temperatur und geringere
Jahresdifferenz. 1. Die nördliche Zone reicht vom Eismeer bis zum
570 N. Die langen Sommertage in Archangelsk währen von G/4 bis
10p4 Uhr, sind aber durch Dünste (Wald- und Moorrauch) getrübt;
die langen Winternächte, in Archangelsk von 2 Uhr Nachmittags bis
10 Uhr Morgens, zeichnen sich durch Helles Mondlicht und glänzenden
Nordschein aus. Die Külte steigt bis auf 32 0 R., 6—7 Monate
dauert die Schlittenbahn; nördlich vom 65 0 bleibt der Boden ewig
gefroren; die obere Schicht, im Sommer auslhauend, trägt noch Gräser,
sogar Wald. 2. Die mittlere Zone von 57 bis 48" N. hat lange
rauhe Winter, besonders im Osten. 3. Die südliche Zone vom
48—44° N. hat im Winter furchtbare Schneestürme (Wjugas), ist im
Sommer glühend heiß und bringt Gewitter ohne Regen. Den drei
Zonen entsprechen 3 Regengürtel. I. Der nördliche mit regen-
leerem Winter. Jährlich 50 ein. Regen. 2. Der mittlere mit Regen
in allen Jahreszeiten; daher ist nur hier der Ackerbau möglich. Jähr-