1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Griechenland.
Lamia mit Rvripos, Golf von Aegina, Golf von Nauplia, Marathonisi,
Koron, Arkadia, Patras, Lepanto oder Korinth und Arta) bildete, als
ein Kesselthal, in alter Zeit den Mittelpunkt des maritimen Verkehrs
der Hellenen und bei aller nationalen Einheit, den Mittelpunkt einer
besonderen Völker- und Staatenentwicklung.
Die Flüsse: Jri (Eurotas) und Ruphiä (Alpheios in Morea und
Aspropotaino (Acheloos) in Rumelien sind wasserarm und ohne
Schiffahrt.
Bo den gestalt. Kein Land von gleich geringem Umfange hat
einen solchen Wechsel von Boden, Klima und landschaftlicher Natur:
ein merkwürdiges Ineinander von Land und Meer. Der größte Theil
des Landes ist Hügel- und Gebirgsland, Ebenen sind Ausnahmen:
daher die Bewohner entweder Seeleute oder Gebirgsvölker. Der
Pindos zergliedert sich an der Nordgrenze des Reichs in 3 Gebirgs-
arme: Othrys, 2300 in., Oeta mit den Thermopylen, welche aber,
da das Meer zurückgetreten ist, keinen Engpaß mehr bilden, und Par-
nasses (Liäkura) 2100 m. Nach Attika ziehen vielgestaltige Berg-
gruppen: Helikon (Zagora) 1700 in., Kithäron (Elatea Berg) 1400 in.,
Hymettos (Trelo Vuni) 800 m. Die Gebirge von Attika, welche
in Cap Kolonnäs d. h. Säulencap (Sunion) endigen, und die von
Euböa setzen''sich auf den Kykladen fort, unter denen namentlich der
Krater, den die Insel Santorin bildet, sehr merkwürdig ist. Im
Peloponnes, welcher durch den Isthmus von Korinth mit dem Norden
zusammenhängt, herrscht Plateaubildung vor: das hohe Weideland
Arkadien ist von Randgebirgen umgeben, die terrassenförmig zum
Meer abfallen. Im 2400 ni. hohen .Taygetos-Gebirge (Pentedaktylon-
Gebirge), welches im Cap Matapan (Tänaron) nusläuft, das lange
für den südlichsten 'Punkt Europas gegolten hat, wohnen in der Land-
schaft Maina die Mainoten, welche auch unter der Türkenherrschaft
ihre Freiheit bewahrt haben. Die So-Spitze des Peloponnes endigt
im hohen, wegen seiner Stürme gefürchteten Vorgebirge Malta (Malea).
Klima. Die mittlere Temperatur von Athen beträgt 13,7 0 R.,
die größte Winterkälte — 3 0 R.; die höchste Sommerhitze (32 o R.)
wird durch Seewind gekühlt. Regen fällt vom Mai bis October gar
nicht. (Wenn in Deutschland etwa fünf ganz heitere Tage im Jahre
Vorkommen, so kommen in Athen etwa nur fünf ganz trübe Tage vor.)
Tage ohne Sonnenscheiii und Nächte ohne Sterne sind höchst selten.
§ 243. Bevölkerung. Die alten Griechen oder Helenen waren
von jeher wesentlich ein Randvolk, ein Küstenvolk, auf die Jnselbrücke
zwischen Europa und Asien verstreut, wie die Malaien zwischen Asien
und Australien, „eine dünne Menschenkrume überall aus barbarischem
Untergründe über weite Küstensäume oberflächlich gelagert, aber un-
vergängliche Spuren durch die Kraft ihres Geistes hinterlassend." Durch
die vernichtenden Kämpfe des Mittelalters seit Justinian, durch die
Ueberschwenimung des Landes mit avarischen und slavischen Horden,
durch die Einbrüche der Bulgaren und die Einwanderung der Albanesen
sind die Nachkommen der alten Hellenen auf dem festen Lande meist
vernichtet und die Ueberbleibsel mit barbarischen Elementen versetzt.