1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Italien.
harten Steinen besonders in Florenz, Glasmosaik in Rom und Venedig;
feine Oele, Essenzen, Darmsaiten, Wachslichter, Maccaroni.
H 2óñ. Das Land ist durch seine günstige Lage geeignet für
die Verbindung der Levante mit dem Abendlande. Der Handel hob
sich im Mittelalter zuerst wieder aus dieser Halbinsel in Amalfi, dann
in Venedig, Pisa, Genua. Hier gab es die ersten Wechsel, die ersten
Banken in Venedig und Genua. Der Verfall trat im 16. Jahr-
hundert ein seit der Entdeckung des neuen Seewegs nach Ostindien.
Wie die Industrie, so concentrirt sich auch der Handel allein in den
großen Städten. Mailand und Neapel sind Wechselplätze. Ein
eigentliches Eisenbahnnetz besteht nur in der Po-Ebene. Zu den
jenseit der Alpen gelegenen Ländern führen und zwar nach Frankreich
die Eisenbahn über den Mt. Cenis, durch die Schweiz und in die
obere Rheinebene die im Bau begriffene Linie über den St. Gotthard,
durch Tirol nach Bayern die Brennerbahn. In der Halbinsel gehen
die Linien auf beiden Seiten des Gebirges nach Süden und über-
steigen viermal den Apennin. Die östliche Linie führt von Bologna
über Ancona nach Otranto u. v. Bari über Tarent nach Reggio; die
westliche von Bologna über Florenz, Rom, Neapel bis über Salerno.
Auch in Sicilien hat der Bau von Palermo und Messina aus be-
gonnen. Die ilänge der Bahnen beträgt 6780 Kilom. (1873), Tele-
graphendrähte verbinden außerdem Genua mit Corsica und Sardinien,
Cagliari mit Bona und Dialta; ihre Länge betrug 1873 19400 Kilom.
Die italienische Schaffahrt blüht auf in Folge neuer Handels-
verträge, Vermehrung der Consuln im Auslande, Bau von Eisenbahnen
und Landstraßen nach den Häsen. Italien beeifert sich den Handel des
adriatischen Meeres in seine Hand zu bekommen, also Oesterreich und
Triest abzuschneiden;''daher die Eisenbahn über Ancona nach Brindisi,
daher die eifrigen Hafenbauten in jener Stadt, wo sich sehr bezeichnend
eine adriatisch-orientalische ^^-Gesellschaft gebildet hat. Von Brindisi
geht die englisch-indische Ueberlandpost nach Alexandrien. Die wich-
tigsten Seeplätze ordnen sich nach der Zahl der eingehenden Tonnen so:
Genua, Messina, Livorno, Neapel, Palermo, Venedig, Ancona,
Catania, Brindisi, Cagliari. Am meisten Schiffe besitzen Genua, Neapel,
Castellamare, Palermo, Pozzuoli, Livorno und Ancona.
Die gesamte Einfuhr betrug 1872 1300 Mill. Lire, die Ausfuhr
1288 Mill. Lire. Die Hauptverkehrsländer sind Frankreich, England,
Oesterreich, Schweiz und Rußland. Der Verkehr mit Deutschland wird
größtentheils durch Hamburg und Bremen vermittelt. Der transatlant.
Verkehr geht nur nach den Vereinigten Staaten u. den Laplatastaaten.
Ausfuhrartikel sind rohe und gehaspelte Seide, feine Seidengewebe,
Schwefel (1862: 2,119,400 Cantar [ä 1582/3 Zoll-Pfd.) aus Sicilien
allein), Wein, Reis, Oel, frische und getrocknete Früchte, rohe und ge-
schliffene Korallen, verschiedene Farbstoffe, Alaun, Seesalz, Marmor,
Alabaster, Essenzen, Käse, Maccaroni, Strohgeflecht. Einfuhrartikel
sind Manufaktur- u. Colonialwaaren, Holz, Getreide, Metallwaaren, Glas.
Die Kauffahrt ei flotte hatte 1874 im Königreich 11,000 Schiffe
langer Fahrt mit über 1 Mill. Ton. In der Seeschiffahrt sind 1872
18,000 Schiffe mit ca. 4 Mill. Ton. eingelaufen und ebensoviel ausgelaufen.