1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Arabien.
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§ 336. Es gibt 3 große Sprachfamilien: 1) die arische oder
indogermanische (sanskrit, persisch, griechisch), 2) die semitische, 3) die
mongolische (türkisch, finnisch, siamesisch, malaiisch, tibetanisch, südin-
disch). Das Chinesische steht für sich allein, „der einzige Ueberrest
urzeitlicher Bildung menschlicher Rede." Die chinesische Sprache (die
s. g. Mandarinensprache) ist am weitesten verbreitet im Osten; die tür-
kische im Nw. (Sibirien zum Theil, Kaukasus, Nw,-Persien, Türki-
stun). In Vorderindien gibt es wenigstens 10 verschiedene Sprachen.
Die persische und tatarische Sprache hat für Westasien eine ähnliche
Bedeutung wie das französische in Europa; die arabische ist die Sprache
der Handelsvölker im Sw. u. S., die malaiische im indischen Archipel.
§ 337. Arabien.
48,000 Qm. 5 Will. Einw.
Arabien, die südwestliche Halbinsel Asiens, 5 mal so groß wie
das deutsche Reich, bildet ein großentheils wüstes Hochland ohne einen
schiffbaren Fluß. Durch Wüsten vom Continent getrennt, hat es nie
einen Theil der nördlich davon entstandenen Weltreiche (pers., griech.,
röm. u. s. w.) gebildet. Die Küstenterrassen, besonders in Sw., haben,
unter einer fruchtbaren Natur mit geschätzten Produkten gesegnet u. an
der frühzeitig belebten Handelsstraße, von Aegypten nach Indien durch
das rothe Meer, gelegen, eine uralte Kultur entwickelt. Arabien ist
die Wiege der semitischen Völker. Von hier breiteten sich Wanderhorden
über Nordafrika u. Westasien. Arabien ist „eine lebendige Menschen-
guelle, deren Strom seit Jahrtausenden weit u. breit nach dem Orient
und Occident sich hin ergossen hat, die Völker vom Ebro bis zum
Oxus besiegend und selber unbesiegbar." Auf den westlichen Terrassen
entstand und verbreitete sich zuerst der Islam, welcher bald, schon im
7. Jahrhundert den Schwerpunkt seiner Macht nach Damaskus und
weiterhin nach Bagdad verlegte. Jetzt steht die ganze Westseite unter
der Oberherrschaft des türkischen Sultans, welcher das Schwert des
Propheten führt.
Bevölkerung. Die Araber zerfallen nach ihrer Beschäftigung
in Nomaden (Beduinen) und Ansässige (Fellahs und Hadhesis, d. h.
Bauern und Städter). Außerdem gibt es zerstreut wohnend Juden,
Türken, Banjanen (indische Kaufleute) und Neger (im Norden nur als
Sklaven, im S. auch als freie Bevölkerung). Die eingeborenen Völker
theilen sich in Abkömmlinge Jsmaels und Kochthans. Diese, im Süden
wohnend, bilden den Uebergang von den eigentlichen Arabern zu den
Abessiniern. Die südlichen Araber sind weniger offen, weniger groß-
müthig und unternehmend; aber ausdauernder, klüger, schweigsamer.
Die Beduinen bewohnen nicht das Innere, sondern sind auf den
Wüstenring angewiesen. Sie sind nicht der reine Typus des Arabers,
sondern eine Verwilderung und Verschlechterung; dem Namen nach nur
zum Theil Mohammedaner, sind sie eigentlich Sonnenanbeter. Die
Hauptmacht haben die Türken im W. u. O., die Wahhabiten in der
Rüge, Geographie. 6. Aufl. 16