1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Turän oder Türkistän.
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zu ihnen gehören die Kiptschak, Uiguren u. ct., sämtlich sunnitische
Mohammedaner. Das zweite, seßhafte Volk sind die Sorten (d. h.
Kausleute), persische von den Oesbegen unterworfene Urbevölkerung
sämtlicher Städte Mittelasiens, in Bochara und Chokand Tädschik
genannt. An geistiger Begabung stehen sie über den ehrlichen, aber
plumpen Oesbegen und suchen als unterdrücktes Volk ihre Herren stets
zu überlisten und zu betrügen. In Chokan bewohnen sie ganze Dörfer
und Städte, z. B. Chodschend. Dazu kommen in Osttürkistün noch
die mohammedanischen Chinesen, Tunganen (d. h. Bekehrte). Endlich
trifft man in den Städten noch Perser, Araber und Juden. Unter
den rein nomadischen Stämmen bewohnen die räuberischen Turk-
manen die Steppen und Wüsten zwischen dem kaspischen See und
dem Amu Darja, die Kirgisen, das größte Nomadenvolk Mittel-
asiens, die Steppen vom Uralfluß bis zum Thian-schan. Kirgis heißt
Feldwanderer oder Nomade. Auffallend ist ihr großer Hang zur
Musik und Poesie, besonders aber ihr aristokratischer Stolz. Ihre
Nahrung besteht nur aus Milch und Fleisch; Brot kennen sie nicht
einmal dem Namen nach. Nur die Karakirgisen (chines. Buruten)
nennen sich selbst Kirgisen, die übrigen heißen eigentlich Kasaken. Alle
Einwohner sind mehr oder weniger mohammedanisch; der Fanatismus
steigert sich aber gegen O., namentlich in Bochara und Kaschgar. So
ist in Westtürkistan der Mensch, außerdem daß er einfach Bocha-
riote oder Chokandi ist, noch entweder ein Tädschik oder ein Oesbeg,
oder ein Kiptschak oder ein Turkmün. Die Theilung in Turk und
Tädschik bezeichnet die Menschen tatarischen oder arischen Bluts. Die
Eintheilung in Nomaden und Ansässige wird durch Kirgis und Sart
bezeichnet. Die Eingeborenen Ost türkist ans lassen sich nicht in
Stämme eintheilen; doch sind in Kaschgar u. Jarkend fast alle Stämme
Westtürkistans vertreten.
§ 352. Ackerbau. Der Boden muß künstlich bewässert werden,
sonst bleibt er wüste. Alle Staaten sind also eigentlich Oasenstaaten.
Trotz des primitiven Zustandes der Bodenkultur werden doch Obst und
Getreide in Ueberfluß gewonnen; Reis, Baumwolle, Tabak wird sogar
ausgeführt. Die Viehzucht liefert Pferde, Schafe und Kamele. Die
besten Schafe mit Fettschwänzen sind in Bochara. Die feinste Kasch-
mirwolle stammt aus Osttürkistan, namentlich von Turfan. Auch
die Seide ist vorzüglich. Die Industrie hat ihren Sitz in Bochara,
Chokan, Namengan und Choten. Gesucht sind die Baumwollen- und
Seidenstoffe; ferner Lederarbeiten und aus roher Seide gefertigtes
Papier, sowie die von Turkmaninnen gefertigten besten Teppiche Asiens.
Der Handel geht in neuerer Zeit namentlich nach Rußland, seitdem
dieser Staat bestrebt ist, alle Karawanenwege in sein Gebiet zu leiten.
So weit der russische Einfluß reicht, herrscht auch für den Karawanen-
verkehr größere Sicherheit. Die Verbindung zwischen Ost- und West-
türkistan ist der hohen Gebirge wegen sehr schwierig. Die wichtigste
Straße führt von Kaschgar nach Bochara über den Terekpaß, die
älteste Straße, auf der schon im Alterthum chinesische Seidenwaaren
nach Europa gelangtem