1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das asiatische Rußland.
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Sibirien ist am Ende des 16. Jahrhunderts durch den Kosaken-
hetman Jermak erobert und bis 1639 völlig unterworfen. Besonders
seit Abschaffung der Todesstrafe in Rußland 1754 werden jährlich etwa
10,000 Menschen hierher deportirt. „In der Fähigkeit des russischen
Volkes, auf fremde Eigenthümlichkeit einzugehen, in dem gänzlichen
Mangel des Raffenstolzes gegenüber den niederen, dem ungeheuren
Reiche einverleibten Völkerschaften liegt das Geheimnis der natürlichen
Russificirung. Der Engländer beherrscht in Asien die eroberten Ge-
biete, der Russe russisicirt; darin liegt ein verhängnisvoller, für die
Zukunft Asiens entscheidender Gegensatz." Besonders im Sw. dringt
die russische Macht durch das Tiefland von Westtürkistan immer weiter
gegen Indien vor. Unter der Bevölkerung sind die eingewanderten
Europäer fast nur der slavischen Raffe angehörig. Die Russen leben
namentlich in den Flußthälern Westsibiriens: am Ob, Jrtysch und
seinen Nebenflüssen, ferner am Jenissei, am Baikal, an der mittleren
Lena bis Jakutsk und an der Schilka bei Nertschinsk. Die Kosaken
bilden eine Postenkette an der Grenze vom Ural bis zum großen
Ocean. Außer den Russen, Polen re. gibt es nomadische Jäger- und
Hirtenvölker, meist mongolischer Rasse. Die Samojeden, ohne feste
Wohnsitze an den Mündungen des Obj und Jenessöi, sprechen eine
dem Ungarischen verwandte Sprache. Die Ostjaken, südlich von
ihnen am Obj, haben Sommerjurten und halb im Boden versteckte
Winterhütten, in Dörfer gruppirt. Sie sind finnischen Stammes.
Ihre Frauen sind Sklavinnen im strengsten Sinne. Die Tungusen
vom Jenissei bis zum Ochotsk-Mb. sind gastfrei, ehrlich. Die nur auf
der Tundra nomadisirenden heißen Lamuten. Jakuten, Jukagiren
und Tschuktschen leben am Eismeer. Südlich von diesen Polarvölkern
wohnen die Kirgisen in Turan, die Kalmüken am Altai, die
Buriäüen am Baikal, letztere sind tüchtige Schmiede. Ein großer
Theil dieser Nomadenstämme, deren keiner über 200,000 Köpfe zählt,
ist getauft; aber der Schamanismus, der Glaube an die guten und
bösen Geister und die Beschwörung derselben durch die Schamanen
(Priester und Aerzte) erhält sich daneben.
§ 356. Produkte: Der Bergbau auf Gold, Silber, Kupfer
u. Eisen ist sehr ergiebig am Ural, Altai u. Gebirge von Nertschinsk.
Die Graphitbergwerke des Herrn Alibert (Fabersche Bleistifte) am
2600 m. hohen Butogolberge westlich von Irkutsk an der obern Oka,
find seit 1864 aufgegeben. An kostbaren Steinen gibt es: Lasursteine,
Smaragde, Berylle, Diamanten. Ackerbau wird im Sw. bis zum
550 N. getrieben. Hier sind gut bearbeitete Felder, vortreffliche Land-
straßen, große, gutgebaute Dörfer. An der Lena reicht Acker- und
Gartenbau bis zum 60« N. Viehzucht. Man züchtet Pferde, beson-
ders Schimmel, Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, dazu im N. Ren-
thiere, im^S. Kamele. Renthiere und Hunde dienen zum Ziehen der
Narten (Schlitten). Die Jagd auf Pelzthiere liefert Zobel, die
besten an der Lena. Hermeline (meist nach China), Seeotter, schwarze,
Brand-, blaue und Eisfüchse, Wölfe, Eisbären, Viälfraße. Der Reich-
thum an Pelzthieren aller Art beginnt erst in den Wäldern östlich von