1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Australien.
deren Nw.-Seite die Goldfelder von Bathurst liegen. Das Liver-
poolgeb. erhebt sich 1430 in., u. östlich davon der Mt. Sea View
beinahe 2000 in. Queensland bildet ein Plateau. Westlich von dem
ganzen Gebirgszuge breiten sich im Süden grasreiche Weidetriften an
den Zuflüssen des Murray aus. Die Insel Tasmanien besteht aus
mehreren Hochebenen, über die sich einzelne Berge, der Humboldt
1700 m. hoch, erheben.
Tiefländer. Wüsteneien der entsetzlichsten Art breiten sich na-
mentlich am untern Murray, in Südaustralien um die Seen und im
Westen des Erdtheils aus. Australien kann daher dauernd haupt-
sächlich nur an den Küsten besiedelt werden. Das fruchtbare Land ist
meist oasenartig verstreut.
§ 390» Klima. Australien liegt zur Hälfte in der tropischen,
zur Hälfte in der subtropischen Zone. Da die subtropische Zone dem
Europäer mehr zusagt, so ist die südliche Hälfte des Continents allein
colonisirt. Versuche an der heißen Nordküste sind bis jetzt in der
Regel fehlgeschlagen. 1. Der tropische Gürtel erstreckt sich etwa bis
zum 26 0 S. und liegt unter dem So. Passat. Empfindlich ist die
Trockenheit: die tropischen Regengüsse, wie in Indien, fehlen. Das
Klima an der Küste von Queensland ist heiß und erschlaffend, im
Innern auf den Hochebenen bei 160 R. sehr gesund. 2. Der sub-
tropische Gürtel umfaßt die südl. Hälfte, soweit die Sommerregen
fehlen. Die mittlere Temperatur liegt etwa zwischen den Isothermen
140 und 110 R. Da bei den herrschenden Ostwinden die Regen alle
an der östlichen hohen Gebirgswand des Continents Niederschlagen,
wird das Innere regenarm sein. Das ist die Ursache der Dürren,
der steppenartigen Flächen, in denen die Hitze bis auf 540 R. im
Schatten steigt. Die Dürren sind manchmal so anhaltend, daß das
Vieh der Herden zu Hunderten fällt. Der südliche Theil hat ein für
die Gesundheit sehr zuträgliches, gleichmäßiges Klima.
H 391. Die Pflanzenwelt ist in Folge der klimatischen Ver-
hältnisse ziemlich gleichmäßig u. einförmig. Die geringe Regenmenge
im Innern ist die Ursache der offenen Wälder mit Weideboden und
der dichten stachlichen Gesträuche (Skrub). Die subtropische Zone, als
das eigentliche Steppengebiet, hat auch hier ausgedehnte Weidestriche
hervorgerufen. An eßbaren Früchten ist das Land arm, einheimische
Getreidearten fehlen fast ganz, doch ist im Nw. der Reis einheimisch.
Da es auch keine Hausthiere gibt, mußten die Eingeborenen auf der
tiefsten Kulturstufe stehen bleiben. Es ist lange Zeit beliebt gewesen,
die Pflanzen- und Thierwelt Australiens als die verkehrte Welt dar-
zustellen: aber wit Unrecht. „Während bei uns, sagt man, die Birne
ihren Stil an dem spitzen Theile trägt, geht er bei der neuholländi-
schen auf den dicken über; während unsere Kirschen ihren Kern im
Innern bilden, entwickelt er sich dort auf der Frucht." Allein jene
australischen Früchte sind gar kein Obst, sind nicht zu essen und ge-
hören gar nicht in die Familie der Kirschen und Birnen. Ferner hat
man die verkehrte Welt darin finden wollen, daß die Bäume statt der
Blätter die Rinde abwersen, und vergißt dabei, daß unsere Platanen