1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Amerika.
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auftreten. Unter den Reptilien tritt die große Zahl der Schild-
kröten hervor. Die Gattung der Eidechsen ist geringer vertreten als
in Europa, zahlreich sind die Alligatoren. Unter den vielen Schlangen
sind besonders 6—8 Klapperschlangenarten gefürchtet. Sehr reich
ist die Ordnung der Frösche und Salamander. Europa und Amerika
haben nicht eine einzige Fischspeeies mit einander gemein. Eigenthüm-
lich sind die Blindfische in den unterirdischen Höhlen. Sehr reich an
Austern ist die Chesapeakbai. Die Jnsektensauna ist weniger reich.
§ 421. 3. Mittelamerika. Die Fauna der heißen Länder
ist größtentheils eine nächtliche und entzieht sich deshalb den Blicken
des Reisenden. In der tierra fria kann man tagelang abwechselnd
durch Mais- und Getreidefelder oder durch Eichen- und Tannenwälder
reiten, ohne, die Hausthiere ausgenommen, ein anderes Säugethier zu
Gesicht zu bekommen, als hie und da ein flinkes Eichhörnchen oder
ein Kaninchen. In der tierra ealieuto Hausen sie in großer Menge.
Das Gekläffe der Cajotes (wilden Hunde) unterbricht die Stille der
Nacht. Dem Waschbären stellt man nach, weil er die milchigen Mais-
kolben gern frißt und dadurch die Pflanzungen verheert. Jaguare
zeigen sich, aber sie fallen den Menschen selten an. Gürtelthiere, deren
Fleisch sehr wohlschmeckend, leben in Erdhöhlen. An Haussieren hält
man kleine spanische Pferde, Maulthiere zum Reiten, Schafe auf den
Hochflächen, am liebsten aber schwarze Schweine. Auffallend ist die
geringe Zahl der Affen, welche nur an den Küsten leben; nur eine
einzige Art findet sich auf den Antillen. Zahlreich sind die Fleder-
mäuse, eigenthümlich die Plattnasen, die hier, wie in S.-Amerika, sich
an schlafende Säugethiere anklammern u. ihnen das Blut aussaugen,
ja selbst Menschen angreifen. Manche Dörfer in Guatemala mußten
wegen der großen Ueberhandnahme der Fledermäuse verlassen werden.
Auf den Bäumen wohnt eine Art Stachelschwein. Manigfaltig ist
die Vogelfauna an den Seeküsten und Flüssen: Pelikane, rosenrothe
Löffler, Fischadler, blaue, grüne u. weiße Reiher, blaue Wasserhühner.
In den Wäldern schießen pfeilschnell schimmernde Colibris vorüber.
Die zahlreichen Aasgeier, welche sich stets bei menschlichen Wohnungen
aufhalten, sind so wenig scheu, daß sie aus Straßen und Plätzen den
Menschen kaum ausweichen. Der schönste Vogel ist der Quesal (Trogon
resplendens), dessen goldgrüne, über ffz m. lange Schwanzfedern meist
als Unterscheidungszeichen der fürstlichen^Jndianerfamilien benutzt wur-
den. Singvögel gibt es wenig, dagegen viele Papageien. Von Rep-
tilien sind Krokodile, Alligatoren (Kaimane), Leguane, welche als
Fastenspeise dienen, zu nennen, unter den giftlosen Schlangen die Boa
(Riesenschlange), unter den Giftschlangen die Dreieckköpfe, Klapper-
schlangen, die auf den Antillen fehlen, und die Korallennattern.
§ 422, 4. Brasilien und das übrige tropische Südamerika.
Den Hauptcharakter bilden die breitnasigen Affen, welche bis zur
Südgrenze der Palmen reichen, u. der ungeheure Jnsektenreich-
thum, nicht an Individuen, sondern an Arten. Manche Thierformen
entsprechen den ostindischen. An Größe lassen sich dieselben mit denen
der alten Welt nicht messen; doch hat Südamerika die größten Nage-