1876 -
Dresden
: Schönfeld
- Autor: Ruge, Sophus
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Amerika,
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ungebeugt, zeigen noch den wilden Stolz in ihren schwarzen durch-
dringenden Augen, die ruhige immer sich gleich bleibende Haltung im
Betragen, wie den vorsichtig u. langsam schleichenden Schritt." Südl.
von ihnen wohnen die^Pawnies zwischen dem obern Plattefluß und
Arkansas, die Romanischen in Texas u. die Apatschen in Nordmexiko.
Unter den Bewohnern der Nordwestküste sind die/'Ko lu scheu die be-
deutendsten. Unter den Völkern Südamerikas waren die Kariben, aus
deren entstellten Namen die Bezeickmuna ^Kanib alen geworden ist,
von den Antillen bis zum Amazonenstrom an der ganzen Küste ver-
breitet. In Brasilien sind die bemerkenswerthesten Stämme die Tupi
und^Botokuden, sowie in Paraguay die^Guarani. Wie es im
Innern Brasiliens Stämme gibt, zu denen bis in unfern Tagen kein
Europäer gedrungen war, die noch nicht einmal den Gebrauch des
Eisens kannten, also völlig von europäischem Einfluß unberührt ge-
blieben find, so haben sich anderseits die Pampasindianer u. Tehuelchen
oder Patagonen, sowie die Feuerländer ihre Selbständigkeit bewahrt.
— Zu dieser Bevölkerung ist seit dem 16. Jahrhundert die euro-
päische Einwanderung getreten und zwar Germanen in Nord-
amerika, Romanen in Mittel- und Südamerika. Mit Ausnahme von
Chile und Brasilien sind aber die romanischen Staaten, ehemals spa-
nische Kolonien, in Verfall. Deutsche finden sich vorzugsweise in den
Vereinigten Staaten, Südbrasilien, Chile und den Laplatastaaten. Die
Unmöglichkeit, durch die schwachen Antillenbewohner das Land bebauen
zu lassen, führte mit der Einfuhr von Negern feit 1506 den Sklaven-
handel herbei. 1790 hob Frankreich die Sklaverei auf. Napoleon I.
führte sie wieder ein; 1838 wurden die Sklaven in den britischen,
1848 in den französischen Kolonien sreigelassen; ihrem Beispiele folgte
Brasilien 1871. Durch den amerikanischen Bürgerkrieg sind allein im
Bereiche der Union 4 Mill. Neger befreit. Sklaverei besteht nur noch
auf den spanischen Antillen. Um die verlorne Arbeitskraft zum Theil
zu ersetzen, haben die Engländer aus Indien Kulis als freie Arbeiter
für ihre Kolonien eingeführt; anderseits findet sich eine ziemliche An-
zahl Chinesen in Californien.
§ 426. Die verschiedenartigsten Rassen, die sich so in Amerika
zusammen gefunden, haben in den manigfachsten Verbindungen unzählige
Abstufungen der Farbe gebildet. Diese Mischlinge sind namentlich dem
romanischen Mittel- u. Südamerika verhängnisvoll geworden. Ueberall
im staatlichen und bürgerlichen Leben, in Religion und Sitte treten
die nachtheiligen Einflüsse dieser Rassenmischungen zu Tage u. hemmen
jeden Aufschwung. Am buntesten sieht es in dieser Beziehung in Peru
und Brasilien aus. Die Mestizen (von Weißen u. Indianern) sind
ein schöner Menschenschlag, geistig begabt, fröhlich, leichtsinnig, schlau,
wohl auch gewissenlos. In Peru heißen sie Cholos, in Brasilien Ma-
melucos. Die Mulatten (von Weißen und Afrikanern) zeichnen sich
durch schönen, kräftigen Körperbau und ausdrucksvolles Gesicht aus,
pflegen aber viel mehr nur die üblen Eigenschaften beider Rasten zu
erben, sind leidenschaftlich und boshaft. Die Zambos (von afrika-
nischer u. indianischer Rasse) sind schwarzbraun, mit wollig gekräuseltem