1891 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1891
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Allgemeine Erdkunde.
ß) Unterschiede in der Temperatur sowie im Salzgehalt und
dadurch bedingte Ungleichheit des spezifischen Gewichtes. So fließt
das schwere kalte Polarwasser in der Tiefe von den Polen zum Äquator und
das leichte warme Waffer der Tropenmeere an der Oberfläche vom Äauator
zu den Polen.
Bedeutung der Meeresströmungen. Sie sind von großer Wichtigkeit:
1. Für das Klima, so der Golfstrom und der Kuro Siwo. 2. Für den Verkehr;
denn seit der genauem Kenntnis der Meeresströmungen ist die Schiffahrt viel weniger
gefahrvoll geworden, und die Wege werden in viel kürzerer Zeit durchmessen 3. Für
die Verbreitung von Organismen. Es ist z. B. ziemlich wahrscheinlich, daß
die Kokospalme von den Küsten Amerikas durch die Äquatorialströmung des stillen
Ozeans bis nach Ceylon gekommen ist. 4. Für den Fischfang. So folgen z. B.
der Polar- oder Labradorströmung unzählige Massen von Fischen, denen aber das
warme Wasser des Golfstromes nicht zusagt, so daß sie sich an seinen Rändern wie
an einer undurchdringlichen Mauer sammeln. Daher liegen hier die unerschöpflichen
Fischereigründe auf der Neusundlands-Bank.
D... ^chneelinie. — Gletscher.
1. Schneegrenze..- Die Gebirge der gemäßigten und heißen Zone ragen
häufig iu Höhen hinauf, in welchen der Schnee das ganze Jahr hindurch
nicht mehr schmilzt. Diese untere Grenzlinie des nicht mehr verschwindenden
Schnees heißt Schneegrenze oder Schneelinie.
Ii. Gletscher. 1. Entstehung der Gletscher. An den unteren
Grenzen des ewigen Schnees schmelzen unter dein Einflüsse der Sonne die
oberen Schichten, und die Waffertröpfcheu dringen in das Innere der Schnee-
masfen. Da diese letzteren sehr schlechte Wärmeleiter sind, so herrscht im
Innern derselben noch häufig eine sehr tiefe Temperatur, wenn auch die obere
Decke bereits infolge der Wärme sich auflöst; daher gefrieren die eindringenden
Wassertropfen wieder, und es bildet sich auf diese Weise allmählich eine
körnige Eismasse, Firn genannt. Indem letztere immer wieder dem Schmelzen
in den oberen Schichten und dem Gefrieren im Innern ausgesetzt ist, verwau-
delt sich die ganze Masse in durchsichtiges, blaues krystallklares Eis; unter
stützt wird dieser Umwandlungsprozeß durch den Drnck, den die höher lie-
genden Massen aus die tiefer liegenden ausüben. Solche zusammenhängende,
stromartige Eismassen werden Gletscher genannt.
2. Bewegung der Gletscher. Die Eisströme sind wie eine zähe,
halbstarre Flüssigkeit in einem steten Herabgleiten begriffen und würden dem-
zufolge immer weiter in die Thäler hinabsteigen, wenn nicht das Abschmelzen
am untern Ende dem Vorrücken eine Grenze setzte. — Die Ursache dieser
Bewegung ist die Schwere des Eises.
3. Gletscherphäuomeue (v. griech. phainömena — Erscheinungen),
a) Dadurch, daß auf die Gletfcheroberfläche die Sonnenstrahlen treffen, wird
Eis geschmolzen; das so entstandene Schmelzwasser fließt teils auf dem Rücken
des Gletschers ab, teils sammelt es sich ans dem Grunde desselben und tritt
dann häusig an dessen unterem Ende, nicht selten durch eiu Eisthor, das
sog. Gletschert h or, in Form eines Baches hervor, der den Namen Gletscher-
bach sührt, wegen seiner trüben Farbe aber auch Gletschermilch heißt.
b) Am häufigsten und bekanntesten sind die zahlreichen Spalten der
Gletscheroberfläche, die zuweilen eine Breite von 30 in erreichen. Sie find
es, die das Überschreiten der Gletscher so gefährlich machen, da sie oft durch
eine trügerische Decke von Schnee dem Wanderer verborgen sind.
c) Von den benachbarten Felswänden der Gletscher stürzen, teils infolge
der Verwitterung des Gesteins, teils durch Frost zerrissen, größere oder kleinere