1913 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lennarz, Gottfried, Heins, Hermann, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule, Oberlyzeum
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule, Oberlyzeum
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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I. Mathematisch-astronomische Geographie,
Der erste, der nach der angegebenen Methode die Erde wirklich gemessen hat,
war Eratosthenes {218 —195 v. Chr.). Er hatte gehört, daß die Sonne am
längsten Tage zu Syene (jetzt Assuan) am Mittage bis auf den Grund eines sehr
tiefen Brunnens scheine, dort also im Zenit stehe. Er selbst ermittelte für denselben
Tag die Mittagshöhe der Sonne mittels eines Gnomons und fand, daß am Mittage
des längsten Tages die Sonne in Alexandrien 71° vom Zenit entfernt stehe, der
Zenitabstand der Sonne zur gleichen Zeit also in Syene 0°, in Alexandrien aber
7}°, d. h. gv des vollen Kreises betrage. Da Eratosthenes annahm, beide Orte
seien auf dem gleichen Meridian gelegen, fo mußten alfo beide Orte ^ des Erd-
umfaugs voneinander entfernt sein. Weil er nun, gestützt auf die alte ägyptische
Feldeinteilung, diese Strecke gleich 5000 Stadien sein Eratosthenisches Stadium
— 157,5 m) setzte, so ergab sich für ihn ein Erdumfang von 50-5000 Stadien —
250000 Stadien. Der besseren Teilbarkeit wegen ruudete er diese Zahl auf
252 000 Stadien — 1° also gleich 700 Stadien — ab. Gibt man sein Ergebnis in
heutigem Maße an (etwa 39 700 km), so erkennt man, daß es der wahren Größe
des Umfangs (40000km) sehr nahekommt. Auf ähnliche Weise hat dann um
20 v. Chr. Posidonins, Philosoph und Astronom zu Rhodus, den Umfang der
Erde zu 240000 Stadien bestimmt. Eine weitere Erdmessung wurde 827 u. Chr.
unter dem Kalifen Abed el Mamum durch die Araber ausgeführt. Erst die fol-
geude Gradmessung wurde in Europa vorgenommen, und zwar 1525 von dem
französischen Arzte und Mathematiker Jean Fernel, der im Meridian Paris-
Amiens einen Grad durch Zählung der Umdrehungen eines Rades zu 57 070toiseu
maß und somit für den Erdumfang 40043 km, für deu Erdradius 6376 km erhielt.
S 2s4. Snellius^ Triangulierung. Jean Picards Gradmessung. Währeud der astro-
nomische Teil der Gradmessung auch schou im Altertum mit ziemlicher Sicherheit
durchgeführt worden ist, hat doch erst die Neuzeit ein Mittel gefunden, um deu
geodätischen Teil mit einiger Genauigkeit ausführen zu können. Die direkte Ab-
messung einer großen Wegstrecke auf demselben Meridian mittels Aneinanderlegen
von Maßstäben kann, da die unvermeidlichen kleinen Fehler sich zu einem großen
Betrag sammeln, natürlich nie auf größte Genauigkeit Anspruch machen. Auch die
Art der Messung, wie Fernel sie zur Anwendung brachte, enthält keine Bürgschaft
für Richtigkeit. Diese erhielt man erst, als zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch
die von dem holländischen Gelehrten Willebrod Snellins in Leiden eingeführte
Triangulierung (Dreiecksmessung) die terrestrische Längenmessnug auf die
Ausmessung einer kleineren, nur einige Kilometer betragenden Strecke beschränkt
wurde. Eine solche Strecke läßt sich in passend gewählter Gegend bei Anwendung
aller Vorsichtsmaßregeln sehr genau messen, alles übrige aber wird durch Winkel-
messnng und Berechnung gesunden.
Zur geodätischen Bestimmung des Bogens von Alkmaar bis Bergen op Zoom
maß Suellius (Fig. 210) als nicht sehr fern von diesem Bogen liegende Grundlinie
(Standlinie, Basis) auf ebenem Grnnde zwischen Leiden und dem benachbarten Dorfe
Soeterwonda nur eine 360 rheinl. Ruten lange gerade Linie mit Hilfe eiserner
Rutenmaßstäbe zu 87,05 Ruteu. An den beiden Endpunkten dieser Grundlinie be-
stimmte er dann mit einem Quadranten die Winkel, welche die Grundlinie mit den
Visierlinien irgendeines entfernten Gegenstandes, z. B. eines Turmes, bildete, um
die Läuge der beiden Visierlinien alsdann durch Rechnung zu finden. Durch fort-
gesetzte Winkelmessungen legte er darauf weitere Dreiecke au die äußeren Seiten des
eben bestimmten Dreiecks an, um endlich in dem zwischen Soeterwouda, Leiden und
Haag gelegenen Dreiecksnetz (dem Basis netz) die Länge der Linie Leiden—haag zu