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1. Allgemeine Geographie - S. 446

1913 - Breslau : Hirt
446 I. Mathematisch-astronomische Geographie, (1669) behauptete der große holländische Physiker Huyghens (1629—1695), geleitet oon Überlegungen der theoretischen Mechanik: „Die Oberfläche der ruhenden Erdmeere ist die' eines an den Polen abgeplatteten Umdrehungs- ellipsoides", d. h. eines Körpers, der durch Rotation einer Ellipse um ihre kleine Achse entsteht. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts gelangte anch der große englische Physiker Newton (1643—1727), ausgehend von der durch ihn geschaffenen Lehre von der allgemeinen Massenanziehung, zur Gleich- stellung der Erde mit einem an den Polen abgeplatteten Sphäroid (acpcupa — Kugel; sistjs — ähnlich). Schon Picard hatte gelehrt, aus gewissen Beobachtungen sei zu schließen, daß man ein Seknndenpendel verkürzen müsse, wenn man es dem Äquator nähere. 1672 fand nun Richer, daß er sein Pariser Sekundenpendel in Cayenne (5° it. 93r.) um etwa 2f mm verkürzen müsse, damit die in Paris genau regulierte Pendeluhr wieder richtig ginge. Seine Beobachtungen wurden bald darauf auch von anderen bestätigt. Daraus ergab sich neben den Gradmessungen ein neues Mittel zur Bestimmung der Erdgestalt, die Pendelbeobachtungen. Die Schwingungen des Pendels sind eine Wir- knng der Schwerkraft und müssen daher schneller oder langsamer werden, je nachdem die Intensität der Schwere zu- oder abnimmt. Ist nun die Erde tatsächlich ein am Äquator gleichsam aufgebauschter, au deu Polen abgeplatteter Körper, so kann die Schwere auf der Erdoberfläche nicht über- all die gleiche sein. Alle Äquatorialpunkte werden dann vom Erdmittel- punkte weiter entfernt sein und deshalb schwächer angezogen werden als die mehr nach den Polen zu gelegeneu Punkte. Es müßte also die Größe der Anziehung vom Äquator nach den Polen zu beständig zunehmen. Diese Zu- nähme ist nun durch zahlreiche Pendelbeobachtungen in der Tat nachgewiesen worden. Einstweilen aber drängte sich die Notwendigkeit auf, die Frage der Pol- abplattung der Erde mittels der Gradmessnng der geodätischen Prüfung zu unterziehen. Setzt man voraus, daß die Erde eine Kugel ist, so muß die Krümmung der Meridiankreise stets die gleiche sein. Der zu einem jeden, einem Grad entsprechenden Bogenstück eines Meridians gehörige Radius (Krümmungsradius) fällt dann mit dem Kugelradius zusammen, und die Entfernung zwischen den beiden Endpunkten eines Meridiangrades ist überall auf der Erde dieselbe (Fig. 211a). Für jede Fläche mit ungleicher Krüm- mnng aber können die Krümmungsradien nicht immer dieselbe Größe haben, sie werden vielmehr bei stärkerer Wölbung kürzer, bei schwächerer Wölbung länger sein. Ist die Erde also ein an den Polen flacher gekrümmter Körper (Fig. 211 b), so gehören zu den flacheren Bogen am Pol längere Krümmnngs- radieu als zu den gewölbten Bogen in äquatorialen Gegenden. Da sich nun die Bogen gleicher Zentriwinkel wie ihre Radien verhalten, muß auch die Strecke zwischen den beiden Endpunkten eines Meridiangrades an den Polen länger sein als am Äquator. Bei einem abgeplatteten Sphäroid muß also die Größe der Meridiangrade vom Äquator nach den Polen zunehmen; bei einem sog. verlängerten Sphäroid (man stelle
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