1911 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Bappert, Hans, Geistbeck, Michael, Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Südasien (Indien). 35
feit von Nipal und Bhutan im O. Im W. liegt der britische Schutzstaat
Kaschmir, ein herrliches, gesundes Gebirgsland, die Heimat der Tibetziege, deren
feines Haar das Material für die Kaschmirschals liefert.
Das Tiefland Hindostan. Bewässerung. Wasserspender der Ebene ist
der Himalaja, dem die drei Hauptflüsse des Gebietes, Indus, Ganges und
Brahmaputra, entströmen. Diesen Gewässern verdankt Hindostan seine Ent-
stehung wie auch seine Fruchtbarkeit.
Klima und Erzeugnisse. Hindostan ist tropisch heiß und reich an
Niederschlägen, welche der vom Indischen Ozean kommende Sommermonsun
bringt. (Hindostan, das „Treibhaus Indiens".) Das ganze Tiefland ist daher
ein einziges Ackerfeld, das doppelte Ernten liefert. Die Ebene erzeugt an
Getreide ^>irse und Reis, die Hauptnahrung der indischen Volksmassen, dann
Weizen; an Gewürzen Pfeffer und Zimt, an Genußmitteln Kaffee und Tee,
Tabak und Opiums, an Färbepflanzen den kostbaren Indigo, an Gespinstpflanzen
Baumwolle und Jute^). Von sonstigen Pflanzen wächst hier die Banyane oder
die heilige Feige der Hindu (mit ihrem Gerüst von Luftwurzeln), in den Ge-
wässern blüht die Lotos-Seerose, prächtig gedeihen die Palmen, und die
Bambusgräser erscheinen als hohe Baumstämme. Zuweilen bleiben freilich die
befruchtenden Monsune aus oder sie verspäten sich; dann folgen Mißwachs
und furchtbare Hungersnot.
Unter den Raubtieren sind namentlich die Tiger zu nennen, von denen
jährlich an 1000 Menschen zerrissen werden. Riesige Krokodile bewohnen die
Flüsse. Besonders reich sind endlich die Schlangen vertreten; jährlich kommen
in Britisch-Indien gegen 20000 Menschen durch Schlangen um. — Die wich-
tigsten Haustiere sind der Elefant und der Buckelochs (Zebu). Großartig
ist also auch die indische Tierwelt entwickelt. Fruchtbarer Boden,
reiche Bewässerung und tropisches Klima machen Hindostan zu einem der erzeuguis-
reichsten Länder der Erde.
Bevölkerung. Dieurbewohner sind die dunkelhäutigen Dravida (Drawida),
die von den aus Persien eingewanderten Indern oder Hindu größtenteils
nach dem Dekan verdrängt wurden. Die Hindu sind kaukasischer Herkunft
und bekennen sich zumeist zum Brahmaismus. In dieser Religion spielen
der Glaube an die Seelenwanderung, die Enthaltung von Fleischspeisen, die
Ausübung guter Werke und Selbstpeinigung eine große Rolle (Fakire). Sie hat
dem Volke die Kasteneinteilung^) gebracht. Seit dem Jahr 1000 ist auch der
Islam eingedrungen, unter dessen Einfluß wahre Wunderbauten in den Ganges-
städten entstanden sind.
In der Gangesebene erreicht die Dichte der Bevölkerung bis 200 Einw.
auf 1 qkm und darüber. Seiner vielfältigen Naturgaben halber ist Hindostan
nächst China das volkreichste Land der Erde; es ist auch eines der ältesten
Kulturländer.
Siedelungen. Die Hauptsiedelungen des Gebietes folgen den Strömen.
Im Jndusgebiet, und zwar im Kabultal: Peschawar (peschaur), eine wichtige
!) Eingedickter Milchsaft aus den jungen Kapseln unseres Öl- oder Schlafmohns.
2~) j^aser eines Krautes, das zu Geweben verwendet wird.
3) Die einzelnen Stände oder Kasten sind streng voneinander geschieden.