1911 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Bappert, Hans, Geistbeck, Michael, Geistbeck, Alois, Fischer, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Lehrerinnenbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
70 Afrika.
Pflanzenwelt. Auf den trockenen Plateaus herrscht Savannenbildung
vor, die Flußgehänge bedecken fog. Galeriewälder, längs der niederschlagsreichen
atlantischen Küste und in der Kongoniederung ziehen Urwälder hin. Die Aus-
fuhr aus dem Pflanzenreiche umfaßt besonders Palmöls, Kautschuk, Palmkerne
Erdnüsse, Kaffee, Kopal^), Farbhölzer. In der Erzeugung wichtiger Handels-
pflanzen liegt die wirtschaftliche Bedeutung des Tropischen Südafrika.
Die Bevölkerung besteht aus Bantu, die in den weiten trockenen Savannen-
ländern, namentlich in Ostafrika, mehr Viehzüchter als Hackbauern sind. Die
beständigen verheerenden Kriege hinderten die zahlreichen kleinen Negerstämme
an jedem Fortschritt. Sie frönen dem niedrigsten Fetischdienst. Vereinzelt wie
bei den Niam-Niam oder Sandeh im nordöstlichen Kongogebiet herrscht noch
Kannibalismus. Unter den Bantu zerstreut leben noch sog. Zwergvölker.
Es sind wahrscheinlich Reste der Urbevölkerung Afrikas, die sich durch sehr kleinen
Wuchs, Sprache und Sitten wesentlich von den Bantu unterscheiden. Ihre
Jagd- und Kriegswaffen sind vergiftete Pfeile. Das Tropische Südafrika wird
von Naturvölkern bewohnt.
1. Die Küste von Niedergnmea ist ein schmaler Flachlandstreifen mit heiß-
feuchtem, meist ungesundem Klima, aber mit herrlichen Tropenwäldern. Sie
befindet sich ganz in den Händen der Europäer, und zwar folgen aufeinander-
a) die deutsche Kolonie Kamerun (s. unten), d) Französisch-Kongo
und c) das portugiesische Angola, durchwegs Handelskolonien, die namentlich
Palmöl, Palmkerne, Kautschuk und Elfenbein ausführen.
2. Das Kongobecken. Das Innere des Tropischen Südafrika erfüllt großen-
teils das Kongobecken (250—450 m), das durch Bodenschwellen von 800—1100 m
Höhe von seiner Umgebung geschieden wird, in dem aber der Kongo und seine
Nebenflüsse natürliche Verkehrsstraßen bilden. Inder Hauptsache füllt mit dem Kongo-
gebiet der belgische Kongostaat zusammen (2'2/5 Mill. qkm u. 15^ Mill. Einw.).
Die Hafenstadt Boma ist mit Leopoldville am Beginn der Stromschnellen des
Kongo durch eine Bahn verbunden. Nyangwe ist eine Hauptstation des Innern.
3. Das Ostafrikanische Seenhochland ist ein 1000—1200 m hohes
Savannenplateau aus Gneis und Granit, durchfurcht von zwei großen nord-
südlichen Tälern. Am Nordrande des östlichen Trockentales (400 m), das
tiie Mitte von Deutsch-Ostafrika durchzieht, liegen die erloschenen Vulkangipfel
Kenia (5600 m) und Kilimandscharo (6000 m), dieser der höchste Berg
Afrikas. Die zweite, in gleicher Richtung ziehende Talspalte erfüllen die großen
ostafrikanischen Seen: der Njassa, dessen Abfluß, der Schire, zum Sambesi geht,
der Tauganjika, der seinen Abfluß, den Lukuga, dem Flußgebiet des Kongo
zusendet, und der Viktoriasee (fast so groß wie Bayern), dem der Weiße Nil
entströmt. Eine ähnliche Anhäufung großer Seen findet sich nur noch im nord-
östlichen Amerika und im Kaspisch-Tnranischen Becken Asiens.
*) Palmöl wird von der Ölpalme gewonnen, deren Frucht öliges Fleisch hat; es findet
besonders in der Seifenfabrikation Verwendung.
2) Kopal — ein Baumharz, seinem Aussehen nach dem Bernstein ähnlich; es ist für
die Lackfabrikation sehr wertvoll.