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1. Die außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Kolonien - S. 96

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
96 Rückblick auf die deutschen Kolonien. ^Ansammlung st a r k e r K a p i t a l k r ä f t e, die nach Betätigung suchen. Diese Veranlassung ist besonders in den neueren Jahrhunderten wirkungsvoll hervorgetreten. e) Einteilung der Kolonien. Nach den Zwecken, die verfolgt werden, unter- scheidet man: 1. Siedelungskolonien; der Ansiedler beschäftigt sich je nach den Boden- Verhältnissen selbst entweder mit Ackerbau oder mit Viehzucht. Beispiele solcher Kolonien sind namentlich Kanada, Australien und das außertropische Südafrika. 2. Betriebskolonien. Das fremde Gebiet wird durch Plantagen- bau, Handel oder Bergbau verwertet. Man spricht daher von Handels-, Plantagen- und Bergbaukolonien. Die Arbeit wird in ihnen durch Ein- geborene verrichtet, während die Europäer die Aufsicht führen und das erforderliche Kapital verschaffen. 3. Eroberungskolonien; es wird nur die Herrschaft über die betreffenden Gebiete erstrebt, Bodenbesitz nur, insofern er für jene Bedingung ist. Von den drei Arten der Kolonien sind natürlich die Siedelungskolonien die bei weitem wichtigsten; sie stellen die Abflußgebiete dar für die überschüssige Bevölke- rung eines Landes, deren Unterbringung für viele europäische Staaten heute eine Lebensfrage ist. In rechtlichem Sinn gliedern sich die Kolonien in eigentliche Kolonien, Protektoratsländer und Interessensphären. 1. Die eigentlichen Kolonien sind (vom europäischen Standpunkt aus gesprochen) überseeische Provinzen eines europäischen Staates, welche seiner Herrschaft völlig unterworfen sind. Sie bilden Bestandteile des Mutterlandes. 2. Protektoratsländer sind Gebiete mit staatlicher Organisation, welche einer Schutzherrschaft unterstehen; hierher gehört z. B. Tunis. 3. Interessen- oder Machtsphären entstehen durch Vereinbarungen zwischen Kolonialmächten, wonach gewisse Gebiete der kolonialen Erwerbung oder Protektorats- ausübung eines Staates vorbehalten bleiben, z. B. ist Süd-Shantung deutsche Jnter- essensphäre. ä) Nutzen der Kolonien. Handel, Schiffahrt, Industrie und Gewerbe des Mutterlandes behaupten fast in allen Kolonien weitaus den Vorrang vor allen Mit- bewerbern. Die Kolonien bieten dem Kapital vielfach gewinnreiche Anlagen in land- wirtschaftlichen, industriellen und Bergwerksunternehmungen. Eine größere Zahl der verhältnismäßig jungen Pflanzungs- und Bergwerksunternehmungen in unseren Ko- lonien wirft bereits ganz ansehnliche Gewinne ab. Sie bilden für die überschüssige Bevölkerung eines Landes häufig ein erwünschtes Auswanderungsgebiet und sichern dadurch die Verbindung der Auswanderer mit dem Mutterland. Sie erweisen sich für die Handels- und Kriegsflotte eines Landes als wichtige Stützpunkte über See. So hat England fast auf alle wichtigen Häfen und Knotenpunkte des Welthandels die Hand gelegt, um seiner Herrschaft auf dem Meer den erforderlichen Rückhalt zu ver- leihen. Kolonien schaffen dem Mutterland eine hervorragende politische Stellung im Rate der Völker und stärken dadurch das nationale Bewußtsein. Sie stellen vielfach Wissenschaft und Technik vor neue Aufgaben und haben endlich eine hohe sittliche Be- deutung dadurch, daß sie Gelegenheit geben, die wilden Völkerschaften zu Sitte und Kultur zu erziehen. Kolonien sind Erzichnngsschulcn des Volkes zu kraftvollem Handeln. B. Die deutschen Kolonien. a) Geschichtliches. Deutschland hatte bis in die neueste Zeit weder über- seeische Schutzgebiete, noch Kolonien. Abgesehen von dem mißglückten Versuch des reichen Patriziergeschlechtes der Wels er in Augsburg, in Venezuela festen Fuß zu
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