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1. Die außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Kolonien - S. 97

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Rückblick auf die deutschen Kolonien. 97 fassen, war einzig der große Kurfürst von Brandenburg, Friedrich Wilhelm, (1640—1688) auf Eroberung von Kolonien bedacht, und zwar an der westafrikanischen Küste. Allein schon sein zweiter Nachfolger, König Friedrich Wilhelm I., verkaufte den ganzen preußischen Kolonialbesitz in Afrika an die Holländer, und von nun an ist von überseeischen Unternehmungen nicht mehr die Rede. Erst nach der Errichtung des Deutschen Reiches traten in Deutsch- land Kolonialbestrebungen wieder kräftiger hervor. Der Handel nahm jetzt einen ungeahnten Aufschwung, und man fühlte nun stärker als je den Mangel eigener Kolonien. Da entschloß sich denn die Reichsregierung zu tatkräftigem Vorgehen, und die Erwerbung und Besitznahme der deutschen Kolonien geschah jetzt in rascher Folge. Im Juli 1884 ward die deutsche Flagge zuerst an der südwestafrikanischen Küste gehißt, dann in Togo und Kamerun, ferner im Februar 1885 der kaiserliche Schutzbrief an die deutsch ostafrikanische Gesellschaft erteilt. Des weiteren traten dann die Besitzungen in der Südsee und das Pachtgebiet von Kiautschou hinzu. d) Notwendigkeit von Kolonien für das Deutsche Reich. Die Hauptgründe für die Erwerbung von Kolonien sind folgende: 1. Deutschland benötigt für seine stark anwachsende Bevölkerung — beträgt doch gegenwärtig der jährliche Zuwachs mehr als 800000 Seelen — Siedelungskolonien. Bis in die jüngste Zeit suchten sämtliche deutsche Auswanderer fremde Gebiete auf, vor allem die Ver. Staaten von Amerika (1821—1906 über 5 Mill.). Infolgedessen gingen sie nicht nur unserem Volkstum verloren, auch ihre Arbeitskraft kam fremden Völkern zugute und größtenteils sogar unseren wirtschaftlichen Gegnern. Allerdings eignen sich die deutschen Schutzgebiete nur in beschränktem Maße als Answanderungs- gebiete; immerhin beträgt das gesamte Siedelungsgebiet der deutschen Kolonien mindestens 700000 qkm, ist also um ein reichliches Viertel größer als das deutsche Mutterland und macht mehr als 1/i des deutschen Kolonialreiches aus. 2. Deutschland hat jährlich für tropische Rohstoffe, deren es für seine Industrie bedarf, so für Baumwolle, Kautschuk, Hanf, Olprodukte, Häute, Elfenbein usw., ebenso für tropische Genußmittel, wie Kaffee, Tee, Kakao, ganz gewaltige Summen aufzu- wenden (mehr als 1 Milliarde Mark), und diese fließen bisher zum allergrößten Teil in fremdländische Kolonien. Durch den Besitz eigener Kolonien ist es unserem Vaterland ermöglicht, einen größeren Teil an tropischen Rohstoffen und Genußmitteln selbst zu decken und sich von der Einfuhr aus fremden Kolonien wenigstens zum Teil unabhängig zu machen. Anfänge hierzu, wenn auch erst bescheidene, sind in Bezug auf Baumwolle, Kakao, Kautschuk usw. bereits gemacht.^) 3. Unsere hochentwickelte Industrie bedarf sicherer Absatzmärkte, da sie weit über den Bedarf des Heimatlandes Erzeugnisse liefert (Ausfuhr der Fabrikate 1906: über 4 Milliarden Mark). Die Sicherung des Absatzes erscheint um so dringlicher, als die meisten Großstaaten (Rußland, Frankreich, Amerika) durch hohe Schutzzölle sich ab- schließen. Selbst in Großbritannien, das noch den Grundsatz des Freihandels -festhält, besteht eine starke Schutzzollbewegung, die das ganze britische Reich zu einem Zoll- bnnd vereinigen und die Einfuhr anderer Länder erschweren will. So nötigt uns auch die Rücksicht auf die Lage unserer Industrie, nach Gebieten uns umzusehen, aus x) Die Kolonien lieferten im Jahre 1909: Baumwolle........ Kautschuk und Guttapercha . . Kupfer......... Kaffee......... Palmkerne und Kopra . . . . für Mill. Mk. 0,85 Mill. Mk. ......11,33 „ „ „ „ 4,65 „ .. „ 12,90 0,88
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