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1. Die außereuropäischen Erdteile, Die deutschen Kolonien - S. 100

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
100 Die Besitzungen d. fremden Kolonialmächte im Vergleich zu den deutschen Kolonien. Im ganzen sind für die englische Kolonialpolitik folgende Gesichtspunkte kenn- zeichnend: Möglichste Schonung der verschiedenen Eigentümlichkeiten der Eingeborenen und frühzeitige Verleihung politischer Rechte, ja vollständiger Selbstverwaltung (Süd- afrika!) an sie; dann mustergültige Umsicht, planmäßiges Vorgehen und durchgreifende Tatkraft. 2. Den zweiten Platz unter den Kolonialmächten Europas nimmt Frankreich ein, freilich erst in weitem Abstand von England. Zwar hatte Frankreich schon im 18. Jahrhundert ansehnliche Kolonialgebiete erworben, so in Amerika Unterkanada und Landstriche am Mississippi, in Asien Teile von Ostindien. Es hat sie indes fast alle noch im gleichen Jahrhundert im Kampf mit England eingebüßt. Die zweite Kolonialperiode Frankreichs beginnt mit der Eroberung Algiers seit 1830. Es hat seither fast den ganzen Nordwesten Afrikas an sich gebracht. Insbesondere sind Algerien und Tunis unter der französischen Verwaltung Länder mit blühendem Wohlstande geworden; zudem bilden sie durch ihre Lage eine zweifellose Stärkung der französischen Machtstellung im Mittelmeer. Auch Marokko steht unter franzöfi- schem Einfluß. — Das zweite Kolonial-Hauptgebiet Frankreichs ist Französisch- Hinterindien, ein Reich von der doppelten Größe Preußens mit 18 Mill. Einw.; dazu kommt die große Insel Madagaskar. Der gesamte Kolonialbesitz Frankreichs ist etwa 20 mal so groß wie das Mutterland und übertrifft dieses auch bedeutend in seiner Bevölkerungszahl; er zählt 50 Mill. Einwohner. Der Stillstand Frankreichs in der Bevölkerungszunahme erschwert eine stärkere Verbreitung französischen Volkstums und auch eine raschere Kultivierung der Kolonien. Als Kolonialmächte zweiten Ranges können gelten: Belgien, Portugal, die Niederlande und das Deutsche Reich. Ihr Kolonialbesitz schwankt zwischen 2—2,6 Mill. qkm. Größere Unterschiede bestehen hinsichtlich der Einwohnerzahl. In dieser Beziehung nehmen die 1. Stelle die niederländischen Ko- lonien ein mit nahezu 40 Mill. Holland besitzt in seinem Kolonialreich noch heute eine Quelle kräftig pulsieren- den Lebens und kann sich in seinem kolonialen Betrieb unmittelbar neben die Groß- mächte stellen. Portugal hat Brasilien verloren, aber die Reste seiner indischen Herrschaft und besonders sein gesamtes afrikanisches Besitztum bis heute zu bewahren vermocht; seine Kolonien weiter zu entwickeln, ist es jedoch nicht imstande gewesen. Der Kongo st aat, nunmehr belgische Kolonie, hat sich unter der Führung des Königs von Belgien wirtschaftlich bedeutend gehoben. Nur Bruchteile von der Größe des Mutterlandes besitzen die Königreiche Italien, Dänemark, Spanien und die Vereinigten Staaten. Italiens Außengebiet beschränkt sich auf einen heißen Küstenstrich am Roten Meere, die sog. „erythräische Kolonie"; dabei hat Italien die stärkste Auswanderung und doch auch die größte Bevölkerungszunahme. Sein natürliches Kolonialgebiet, die gegenüberliegende Küste Afrikas, rissen die Franzosen an sich, nur Tripolis ist italienische Interessensphäre. Dänemark ist daran, seine letzten überseeischen Besitzungen, die westindischen Inseln St. Thomas und St. Croix, zu veräußern. Spanien, ehemals die gewaltigste Kolonialmacht der Erde, nennt heute nur noch wenige westafrikanische Inseln und Küstenstriche sein eigen. Geringe Wirtschaft- liche Veranlagung der spanischen Nation und falsches Regierungssystem haben dieses Ergebnis verursacht. Die Vereinigten Staaten von Amerika verfügen vorerst allerdings nicht über ausgedehnte Kolonialgebiete, aber ihre Besitzungen stellen wichtige Stützpunkte ihres
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