1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto, Gockisch, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
12
Ii. Deutschland. B. Die deutschen Landschaften.
Der Fränkische Iura steigt jenseits der Altmühl wieder an und zeigt
in seinem nordöstlichen Teile große landschaftliche Anmut, weshalb diese
Gegend auch „Fränkische Schweiz" genannt wird.
Wie in den meisten Kalkgebirgen, so gibt es auch hier viele Höhlen mit
Tropfsteinbildungen; zum Teil waren diese Höhlen die ersten menschlichen Woh-
nungen; in vielen werden Knochen der Tiere gefunden, die vor der Eiszeit
oder während dieser lebten sbären, Renntiere, Nashörner, Mammuts usw.),
auch Fenersteiuwerkzeuge und Schmuckgegenstände. — Wie der Schwäbische, so
ist auch der Fränkische Jura wasserarm, im ganzen jedoch fruchtbarer als
jener, mit Getreideland und Wald ausgestattet. Die Wälder riefen schon im
Mittelalter Bienenzucht und Holzschnitzerei und die Eisenerze Metallarbeit her-
vor. Nürnberg brachte diese Erzeugnisse in den Handel. Im Tal der Alt-
mühl werden die vorzüglichen Lithographieschiefer gewonnen (Bild 7).
Ii. Oberpfälzer Becken.
Die zu beiden Seiten der Nab liegende, meist steinige und unfruchtbare
Hochfläche der Oberpfalz öffnet sich nach dem Alpenvorlands hin. Wegen
des wenig ertragfähigen Bodens ist sie dünn bevölkert. Nur um Amberg
haben Eisenerze eine größere Volksdichte hervorgerufen.
Iii. Schwäbisch-Fränkisches Beckenland.
Es hat fast die Form eines großen Dreiecks und wird eingeschlossen
von dem Deutschen Jura, dem Fichtelgebirge, dem Thüringer Walde, der
Rhön, dem Spessart, dem Odenwald, dem Neckarbergland und dem Schwarz-
wald.
Das innerhalb dieser Bergznge liegende Stufen- und Hügelland bietet
mit seiner Abwechslung von Höhen und Ebenen, von Bergen und tief ein-
geschnittenen Tälern eine Fülle lieblicher Landschaftsbilder. Das Schwäbische
Becken ist der vom Neckar durchflössen?, das Fränkische Becken der vom
Main entwässerte Teil.
Der Neckar entspringt auf dem südöstlichen Schwarzwald, durchfließt in
einem großen Bogen das Stusenland und wendet sich zuletzt westlich dem
Rheine zu. Vom Schwarzwald empfängt er die Enz, die an dem altberühmten
Wildbad vorüberfließt. Auf der rechten Seite nimmt er den Kocher und
die Jagst auf, die fast auf ihrem ganzen Laufe nebeneinander herfließen. —
Ziemlich in der Mitte des Beckens liegt Stuttgart, die Hauptstadt des
Königreichs Württemberg, nur eine Wegstunde vom linken Neckarufer entfernt.
Unmittelbar am Neckar liegen oberhalb Stuttgarts die Universitätsstadt
Tübingen und unterhalb Heilbronn, die ansehnliche Handelsstadt, bei der
der Fluß für kleine Dampfschiffe fahrbar wird.
Das Neckarland hat mildes Klima und ist von hoher Fruchtbarkeit. An
den sonnigen Hängen der meist tiefen Täler wächst reichlich Wein, und selbst
in den mittelhohen Tälern des Jura gedeiht uoch Hopfen lbild 8). Auch die
Gewerbtätigkeit ist bei dem regen Gewerbsinn des geistig begabten, mit Tiefe
des Gemüts und mit reicher Phantasie ausgestatteten Schwabenvolkes hoch-
entwickelt. So ist das schöne Schwabenland das Land der Dichter geworden,