1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto, Gockisch, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Ii. Deutschland. B. Die deutschen Landschaften.
Hessen weist rauhes Klima auf, da es gegeu die nördlichen Winde un-
geschützt ist. Der Sandsteinboden ist vornehmlich in den höheren Teilen für
den Ackerbau wenig ergiebig, trägt aber ausgedehnte Wälder. Nur die Fluß-
täler lohnen die Arbeit des Landmanns, dessen Fleiß sprichwörtlich geworden
ist: „Wo Hessen und Holländer verderben, kann niemand etwas erwerben."
Das Land ist an Bodenschätzen arm; daher bleibt die Volksdichte hinter
dem Durchschnitt des Deutschen Reiches zurück.
Das Doppelknie der Werra bildet für Hessen die Pforte nach Thüringen,
die Hessische und die Fulda - Kinzig-Senke öffnen das Bergland in nord-
südlicher Richtung und machen Hessen zu eiuem wichtigen Durchgangs-
lande von N nach S. Da, wo die vom oberen Rhein, vom Main und
aus Thüringen kommenden und nach Hamburg weiterführenden Straßen sich
vereinigen, wurde Kassel die bedeutendste Stadt des oberen und mittleren
Wesergebietes. Auswärts am Fluß eutstaud zur Zeit des Bonifatius Fulda,
dessen Kloster einst ein wichtiger Kulturträger war.
Nach W ist dem Verkehr durch den Westerwald und das Sauerland eine
Schranke gesetzt. Die Eisenbahn von Kassel nach Köln umgeht daher das
Schiesergebirge im N oder benutzt das Lahntal und berührt dann die beiden
Universitätsstädte Marburg und Gießen.
b) Weserbergland ist der Gesamtname der bewaldeten Bergzüge, die
die Weser von Münden bis Minden auf beiden Seiten begleiten. Sie
laufen meist parallel nebeneinander her und find durchweg nur niedrig.
Die wichtigeren Teile des Berglandes sind:
Westlich von der Weser liegt der Teutoburger Wald, ein langgestrecktes
Kettengebirge. Er steigt über 450 m an und reicht etwa 100 km weit bis
in die Gegend westlich von Osnabrück, wo Steinkohlen- und Erzlager
ausgebeutet werden.
Quertäler, die schon den Römern als bequeme Übergänge gedient haben,
durchschneiden den Bergrücken. Durch eins von ihnen führt die Eisenbahn
von Minden nach Köln. An seinem Eingange liegt Bielefeld, der Haupt-
sitz der westfälischen Leinweberei. Das weithin sichtbare Hermannsdenkmal
aus der Grotenburg bei der freundlichen Residenz Detmold erinnert an des
Eheruskerfürsteu Arminius Sieg über die Römer. An das Südostende des
Teutoburger Waldes setzt sich der in südnördlicher Richtung ziehende breit-
gewölbte Rücken des Eggegebirges an.
Die östliche Seite des Weserstromes begleiten: der buchenbewaldete Sol-
ling, dessen Basaltberge die Städte weithin mit Pflastersteinen versehen, der
steinkohlenreiche Deister und sein steil zur Weser abfallender Parallelzug
Süntel.
Die Weser, die das ganze Gebirgsland entwässert, durchbricht bei Minden
die Weserkette in der Westfälischen Pforte.
Iii. Der Harz.
Der stark abgetragene Rnmpf des Gebirges wird von Granitmaffen in
Form plumper Buckel sbild 16 überragt. Sie sind mit zahlreichen Blöcken
und Klippen überstreut, ganz besonders seine höchste Erhebung, der Brocken