1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto, Gockisch, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Ii. Deutschland. F. Verfassung. — G. Staatenkunde.
F. Verfassung.
Das Deutsche Reich umfaßt 26 Einzelstaaten. Es ist ein unauflös-
licher Staatenbund. An seiner Spitze steht der König von Preußen als
Deutscher Kaiser.
Elsaß-Lothringen bildet zurzeit noch keinen selbständigen Bundesstaat,
sondern wird unmittelbar von der Neichsregieruug als „Reichsland" ver-
waltet. Die einzelnen Staaten sind, abgesehen vom Reichslande, konstitu-
tiouelle Monarchien mit Ausnahme der Freien Städte, die republikanisch
regiert werden.
Seit 1884 ist das Reich eine Kolonialmacht geworden. Seine aus-
wärtigeu Besitzungen umfassen 2,7 Mill. qkm mit etwa 12 Mill. Bewohnern.
G. Staatenkunde.
• I. Süddeutschland.
1. Das Königreich Bayern
ist der zweitgrößte deutsche Staat. Es besteht aus zwei gesonderten Landes-
teilen, einem östlichen größeren, dem Hauptlande, und einem westlichen kleineren,
der Rheinpfalz.
Die in der Mehrzahl katholischen Bewohner beschäftigen sich hauptsäch-
lich mit Landwirtschaft (vor allem Getreide und Hopfen); das srucht-
barste Land ist die östliche Rheinpfalz, die daher auch am dichtesten bevölkert ist.
Die Bodenschätze Bayerns sind nicht so bedeutend, daß wirkliche Gewerbe-
bezirke entstanden wären. Die meiste Gewerbtätigkeit herrscht in Mittel-
franken. In der Fabrikation von Bleistiften (Nürnberg, Regensburgi und
Bier ist Bayern das erste Land der Erde.
Im Donaugebiet entwickelte sich München^ zur drittgrößten Stadt Deutsch-
lands. Heinrich der Löwe gründete die Stadt als Zollstätte da, wo die
Salzstraße von Salzburg zwischen großen Mooren einen leichten Übergang
über die Isar sand. Durch ihre Lage in der Mitte der Hochebene wurde sie
dann Hauptstadt des Herzogtums Bayern. Fürstengunst lenkte im 19. Jahr-
hundert die natürlichen Straßen hierher ab und machte so die Stadt zum be-
deutendsten Eisenbahnknotenpunkt Süddeutschlands. Dadurch siedelte sich die
Industrie in steigendem Maße hier an (Bierbrauerei, Maschinenbau, Kunst-
gewerbe). Durch seine prächtigen Bauten und Kunstsammlungen, durch seine
Kunstakademie, seine Universität, seine Technische Hochschule und andere Lehr-
anstalten ist München das „deutsche Athen" oder „Isar-Athen" geworden.
Am günstigen Lechübergang wurde Augsburg, der Vereinigungspunkt. der
alten Querstraße über die Hochfläche und der vielumkämpsten Jura-Uber-
gänge von Ulm und von Donauwörth her, zum Eisenbahnknotenpunkt. Von
t Verbinde mit dem hier Gesagten stets das, was früher von den genannten Städten
erwähnt worden ist!