1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto, Gockisch, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Süddeutschland: Bayern, — Württemberg.
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den Römern gegründet, blühte es im Mittelalter durch Vermittlung des
italienischen Handels und durch Gewerbtätigkeit als „Stadt der Fugger" und
entfaltete große Macht und Pracht. Am nördlichsten Punkte der Donau und
am Beginn der Donau-Dampfschiffahrt vereinigt Regensburg viele natür-
liche Straßen. Weiter abwärts entwickelten sich durch ergiebigen Ackerbau
Straubing und durch Vereinigung zweier Flußstraßen Passau. In der
Mitte der Oberpfalz, an der Straße Pilsen—taus—nürnberg, riefen nahe
Eifenlager eine blühende Eisenindustrie um Amberg hervor. In den Alpen
gewann Berchtesgaden durch sein Salzwerk und Reichenhall als Bad
Bedeutung. — Bayerns Bodenseestadt ist Lindau (Bild 4, S. 8).
Im Maingebiete ist Bayreuth bekannt durch das Wagnertheater. Bam-
berg, nahe der Rednitzmündung, der Ausgangspunkt des Ludwigs-Kauals,
liegt in gartenähnlicher Umgebung und gilt für die „ländlichste der Mittel-
städte Deutschlands". Südlich davon blüht Erlangen als protestantische
Universität Bayerns. Nürnberg wurde schon im Mittelalter durch die
geistige Tüchtigkeit, den Gewerbfleiß und das Handelsgefchick seiner Bürger
zum glänzenden Kulturmittelpunkte. Daher ist es reicher als jede andere
deutsche Stadt an Prachtwerken der mittelalterlichen Baukunst und der Kunst-
gewerbe (Germanisches Museum). Heute bildet es den ersten Gewerbs- und
Handelsplatz Bayerns. Kulmbach, im Hopfenbaugebiet des oberen Mains,
hat viele Bierbrauereien. Würzburg, in reichem Rebenlande des Main-
dreiecks, gewinnt die hohe Bedeutung, die es einst als Hauptstadt eines reichen
Bistums besaß, heute auf dem Gebiete der Industrie wieder.
In der Rheinpfalz ist Ludwigshafen durch seinen Hafen und den An-
teil an Mannheims Handel, besonders aber durch chemische Industrie zur
größten Stadt der Bayrischen Pfalz emporgeblüht und hat die Tabak- und
Weinhandel treibende alte Reichsstadt Speier weit überflügelt. Die Nähe
des Saarkohlenbezirks rief mannigfaltige Gewerbtätigkeit hervor, so im Straßen-
knotenpunkt Kaiserslautern Web- und Zigarrenindustrie.
2. Das Königreich Württemberg.
Der Nw ist hauptsächlich Neckargebiet, der 80 Donaugebiet. Innerhalb
seiner Grenzen liegen die Hohenzollernschen Lande.
Die vorwiegend evangelischen Bewohner beschäftigen sich, da der Boden
den Fleiß des Landmannes lohnt, zumeist mit Landwirtschaft (Getreide
und Obst über Bedarf, ferner Hopfen, Wein, Zuckerrüben, Tabak u. a.). —
Steinsalzlager im N fördern den Wohlstand der Bevölkerung.
Im Neckargebiete wurde Stuttgart, das ganz von wald- und reben-
bedeckten Hügeln umkränzt ist, durch die Gunst der württembergischen Grafen
zur Hauptstadt erhoben und überflügelte durch Geschick und Emsigkeit seiner
Bewohner alle schwäbischen Neckarstädte. Es wurde der Hauptsitz des süd-
deutschen Buchdruckes und Buchhandels und die erste Verkehrs-, Handels-
und Industriestadt des Landes, in der auch eine Technische Hochschule die
Gewerbtätigkeit bedeutend fördert. Am Neckar ist Tübingen als Univer-
sitätsstadt, Marbach als Schillers Geburtsort und das altertümliche Heil-
bronn-als erste Handelsstadt des Landes bekannt. Ludwigsburg, das
„württembergische Potsdam", trägt das eigenartige Gepräge einer Beamten-
und Militärstadt. — Im Donaugebiete hat die Festung Ulm und am Boden-
see Friedrichshafen Bedeutung erlangt (Zeppelin).