1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto, Gockisch, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
10. Die Wasserhülle der Erde.
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Die Auflösung leicht zerstörbarer Gesteinsschichten, wie Kalk, Gips und
Salz, führt im Innern der Erde zur Bildung von Hohlräumen. Stürzen
deren Decken ein, und füllen sich die durch den Einsturz hervorgerufenen Becken
mit Wasser, so entstehen Einsturzseen (Zirknitzer See).
Die Seen in Nordrußland, die großen schwedischen Seen, ebenso das
Kaspische Meer, der Aräl- und der Baikäl-See u. a. sind Überreste früherer
Meere. Sie heißen Reliktenseen. Auf ihren einstigen Zusammenhang mit
dem Ozean weisen zahlreiche zurückgebliebene Meeresgeschöpfe hin, die teils
versteinert, teils noch lebend vorkommen. So leben z. B. im Kaspischen Meer
und im Baikäl-See Seehunde sowie Fische und Krebse des Meeres.
d) Nach der Beschaffenheit des Wassers unterscheidet man Süßwasser-
seen, die bei weitem die Mehrzahl bilden, und Salzseen. Im allgemeinen
sind Seen mit Abfluß süß, ohne Abfluß salzig. Jeder Landsee ohne einen
Abfluß, der das Salz hinausspült, muß zuletzt ein Salzsee werden, denn
bei der Verdunstung bleibt das Salz im See zurück, und so bleiben alle
Salze, die die Zuflüsse dem See bringen, in ihm (Schotts in Algier, Seen
der Gobi, Großer Salzsee in Utah). Der Elton-See in der Kaspischen
Senke besitzt eine gesättigte Sole (28,8 %), das Tote Meer an der Ober-
fläche 23,75^ Salz.
c) Allmähliches Verschwinden der Seen. Die Seenflächen der Erde
nehmen stetig ab und werden einmal in Trockenland verwandelt. Dies
geschieht
а. durch Verdunstung, wenn diese größer ist als die Menge der jähr-
lichen Niederschläge und des zufließenden Waffers (Kafpisches Meer, Aräl-
See, Balkäsch-See);
ß. durch Zuschüttung mit den Sinkstoffen der Flüsse. Seitlich ein-
mündende Flüsse bewirken durch Ablagerungen geradezu die Zweiteilung
langgestreckter Seen, wie z. B. die Lütschine den Brienzer und den Thuner
See voneinander trennte;
/. durch Abfluß, indem die rückwärtsschreitende Erosion des Abflusses
den den See eindämmenden Riegel immer tiefer einsägt (Niagara und
Erie ^iri^-See, Fig. 87 und 88);
б. durch Vermoorung, „indem die Vegetation vom Uferrand aus
gegen die Mitte Boden faßt und schafft" (Hochmoore im nordwestlichen
Deutschland).
4. Gletscher, a) Schneegrenze. Ein großer Teil des Wassers befindet
sich andauernd in gefrorenem Zustand entweder als Eis, und zwar
auf dem Lande überwiegend als Gletschereis, oder als Schnee. Unter
Schneegrenze versteht man die Höhengrenze, oberhalb deren der Schnee
der Gebirge auch im Sommer liegenbleibt. Sie ist von der geographi-
schen Breite abhängig und senkt sich in hohen Breiten stellenweise bis an
den Meeresspiegel.
d) Lawinen. Die im Gebirge angehäuften Schneemassen, hauptsächlich die
unterhalb der Schneegrenze, werden außer durch Auftauen durch die La-
wiuen entfernt. Die winterlichen und bei weitem mächtigeren Staublawinen