1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Müller, Albert, Geistbeck, Michael
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
10 Anhang
und Teile von Mittel- und Süddeutschland werden mit oberschlesischen Steinkohle
versorgt. Oberschlesiens Verlust wäre kaum zu überwinden.
So hat der Feindbund dem zusammengebrochenen Deutschland den 8. Teil des
Reichsbodens und mehr als den 13. Teil der Reichsbevölkerung entrissen,
über die Hälfte sind Menschen deutschen Blutes. Abgetrennt von der Heimat,
in Ost und West geknechtet, ja zu Tausenden zur Dienstleistung für fremde Gewalt-
haber herabgedrückt, brauchen sie stetigen Zuspruch und Hilfe aus dem geliebten
Vaterlande. Im Hinblick auf die vielen Millionen unerlöster deutscher Brüder
muß sich der Gedanke wie ein Gebet fortan durch jedes Deutschen Leben ziehen:
Verloren, nicht vergessen!
B. Die wirtschaftliche Knebelung.
Den Bestimmungen über die Gebiets- und Bevölkerungsverluste reihen sich
eine schier zahllose Menge wirtschaftlicher Einzelforderungen an, die Deutschland
ganz verarmen lassen. Indem wir zu Urhebern des Krieges gebrandmarkt werden,
sollen wir für alle Schäden der Feinde verantwortlich gemacht werden. Dabei
wird uns die mehr als früher nötige Zufuhr landwirtschaftlicher und gewerb-
licher Rohstoffe durch Wegnahme unserer Handelsflotte unterbunden. Von der
einst zweitgrößten Handelsflotte der Welt mit 5,2 Mill. Brutto-Register-Tons
(1 Br.-Reg.-T. — 2,83 cbm) blieb uns nur der zehnte Teil, und zwar meist kleine
Schiffe, die für die Überseefahrt untauglich sind. Statt für sich sorgen zu können,
muß Deutschland außerdem in den nächsten Jahren 1 Mill. Br.-Reg.-T. Schiffs-
räum für den Feindbund bauen. Ein großer Teil der deutschen Flußschiffe mußte
ebenfalls abgeliefert werden. Alle deutschen Ströme werden ebenso wie der
Nord-Ostseekanal als internationale Wasserstraßen erklärt und der alleinigen deut-
schen Hoheit entzogen. Unter der Materiallieferung stehen die Kohlen an erster
Stelle, von denen Deutschland auf Grund des Abkommens in Spa 10 Jahre lang
jährlich 24 Mill. t liefern muß. Dazu kommen viele Forderungen an Maschinen,
Baustoffen u. a. m. An die trostlose Zeit der Hungerblockade gemahnt geradezu,
was vom Feindbunde an ratenweiser Viehablieferung verlangt wird: 150000
Pferde, 888000 Rinder, 900000 Schafe, 27000 Ziegen, l3/4 Mill. Geflügel, 15000
Schweine, 200000 Kaninchen. Um Deutschland selbst die Möglichkeit eines schnellen
und eigenen Nachrichtenverkehrs mit der Welt zu nehmen, behielten die Fran-
zosen und Engländer alle im Kriege geraubten deutschen Kabel. Durch den Ausbau
der Herbst 1920 eröffneten Großfunkenstation Nauen ist es jedoch gelungen, ohne
feindliche Kontrolle jetzt Nachrichten mit allen Ländern der Erde auszutauschen.
Alle diese Verluste, Forderungenjnnd Verordnungen und dazu viele bereits ge-
zahlte Millionen an Geld sind nach der Absicht des Feindbundes nur eine Ab-
schlagszahlung auf die noch immer nicht endgültig festgesetzte Schuldsumme des
Deutschen Reiches. Darauf bezügliche jüngste Beschlüsse der Pariser Konferenz
laufen auf eine wirtschaftliche Versklavung Deutschlands hinaus.
C. Die Wehrlosmachung.
Gekrönt wird das Versailler Haßdiltat durch die fortgesetzte Bedrohung und
die völlige Entwaffnung Deutschlands. Um alle Forderungen durchzusetzen, haben