1913 -
Frankfurt a.M. [u.a.]
: Kesselring
- Autor: Dilcher, Adolf, Schwarzhaupt, Wilhelm, Walther, G., Eisenhuth, Chr.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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c) Süditalien. Süditalien hat infolge seiner südlichen Lage ein
äußerst mildes Klima. Im Frühling und im Sommer entfaltet sich an den
Küsten die südliche Pflanzenwelt in ihrer vollen Schönheit und Pracht.
Zitronen, Apfelsinen und Feigen gedeihen in üppiger Fülle; Oliven-
Haine liefern reichen Ertrag an Öl. Deshalb preist Goethe Italien als
„das Land, wo die Zitronen blüh'n, im dunkeln Laub die Goldorangen
glüh'n, ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, die Myrte still und
hoch der Lorbeer steht." Im Sommer fehlt es jedoch an Regen, und
der dann von Afrika herüberwehende heiße Staubwind (Sirocco) hindert
die Pflanzungen in ihrer weiteren Entwicklung. Deshalb werden die
Felder in manchen Gegenden künstlich bewässert. Im Innern des Landes
finden sich kahle, wasserarme Hochflächen.
In dem fruchtbaren Kompanien liegt die Stadt Neapel,
720000 Einw. Sie hat eine unvergleichlich schöne Lage an einem
tief in das Land eindringenden Golf. Von den blauen Fluten des Meeres
steigen die Häuserreihen allmählich zu den Höhen hinauf; rundum
üppige Pflanzenwelt, darüber der klare südliche Himmel und in der
Ferne das weite Meer. Die Stadt selbst mit ihren engen, heißen
Straßen, ihren hohen Häusern und dem Gewühl der Großstadt bietet
wenig Anziehendes; dafür reizt das Leben in den engen Seitengassen
unsere Neugier um so mehr. Sie sind der gemeinsame Aufenthaltsort
für ihre Bewohner, die nur durch die Glut der Sonne, die Kälte des
Nordwestwindes oder einen heftigen Regen vertrieben werden können.
Hier sitzen die Besucher der Kaffeehäuser weit in die Gaffe hinein; dort
werden Kastanien geröstet und Maccaroni bereitet. Schneider, Schuh-
macher und Friseure sehen wir bei ihrer Arbeit. Trödler benutzen die.
Gasse als Laden, und dazu kommt noch die Zahl der Großen und
Kleinen, die sich im Schatten der Häuser dem „süßen Nichtstun" hin-
geben.
7 km von Neapel erhebt sich der feuerspeiende Besuv. Seinen
Fuß bekränzen fruchtbare Pflanzungen und lieblich gelegene Ortschaften;
aber sein Gipfel ist ein starrer, unfruchtbarer Lava- und Aschenkegel,
aus dessen Krater beständig Dämpse aufsteigen. Einst hat er mit seinem
furchtbaren Aschenregen die Städte Pompeji und Herkulanum ver-
schüttet; aber auch jetzt noch bedroht er die Umgegend mit seinen Aus-
brüchen. So brachen im Jahre 1872 fünf Lavaströme aus dem Berge
hervor und wälzten sich den Abhang hinab. Mit Entsetzen gewahrte
man, wie die Feigen-, Pinien-, Öl- und Nußbäume bei der Annäherung
des Glutstromes unter lautem Knall plötzlich von der Wurzel bis zum
Wipfel in Brand gerieten. — Der letzte vulkanische Ausbruch war im