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1. Europa ohne Deutschland - S. 82

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 82 — c) Süditalien. Süditalien hat infolge seiner südlichen Lage ein äußerst mildes Klima. Im Frühling und im Sommer entfaltet sich an den Küsten die südliche Pflanzenwelt in ihrer vollen Schönheit und Pracht. Zitronen, Apfelsinen und Feigen gedeihen in üppiger Fülle; Oliven- Haine liefern reichen Ertrag an Öl. Deshalb preist Goethe Italien als „das Land, wo die Zitronen blüh'n, im dunkeln Laub die Goldorangen glüh'n, ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht, die Myrte still und hoch der Lorbeer steht." Im Sommer fehlt es jedoch an Regen, und der dann von Afrika herüberwehende heiße Staubwind (Sirocco) hindert die Pflanzungen in ihrer weiteren Entwicklung. Deshalb werden die Felder in manchen Gegenden künstlich bewässert. Im Innern des Landes finden sich kahle, wasserarme Hochflächen. In dem fruchtbaren Kompanien liegt die Stadt Neapel, 720000 Einw. Sie hat eine unvergleichlich schöne Lage an einem tief in das Land eindringenden Golf. Von den blauen Fluten des Meeres steigen die Häuserreihen allmählich zu den Höhen hinauf; rundum üppige Pflanzenwelt, darüber der klare südliche Himmel und in der Ferne das weite Meer. Die Stadt selbst mit ihren engen, heißen Straßen, ihren hohen Häusern und dem Gewühl der Großstadt bietet wenig Anziehendes; dafür reizt das Leben in den engen Seitengassen unsere Neugier um so mehr. Sie sind der gemeinsame Aufenthaltsort für ihre Bewohner, die nur durch die Glut der Sonne, die Kälte des Nordwestwindes oder einen heftigen Regen vertrieben werden können. Hier sitzen die Besucher der Kaffeehäuser weit in die Gaffe hinein; dort werden Kastanien geröstet und Maccaroni bereitet. Schneider, Schuh- macher und Friseure sehen wir bei ihrer Arbeit. Trödler benutzen die. Gasse als Laden, und dazu kommt noch die Zahl der Großen und Kleinen, die sich im Schatten der Häuser dem „süßen Nichtstun" hin- geben. 7 km von Neapel erhebt sich der feuerspeiende Besuv. Seinen Fuß bekränzen fruchtbare Pflanzungen und lieblich gelegene Ortschaften; aber sein Gipfel ist ein starrer, unfruchtbarer Lava- und Aschenkegel, aus dessen Krater beständig Dämpse aufsteigen. Einst hat er mit seinem furchtbaren Aschenregen die Städte Pompeji und Herkulanum ver- schüttet; aber auch jetzt noch bedroht er die Umgegend mit seinen Aus- brüchen. So brachen im Jahre 1872 fünf Lavaströme aus dem Berge hervor und wälzten sich den Abhang hinab. Mit Entsetzen gewahrte man, wie die Feigen-, Pinien-, Öl- und Nußbäume bei der Annäherung des Glutstromes unter lautem Knall plötzlich von der Wurzel bis zum Wipfel in Brand gerieten. — Der letzte vulkanische Ausbruch war im
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