1913 -
Frankfurt a.M. [u.a.]
: Kesselring
- Autor: Eisenhuth, Chr., Dilcher, Adolf, Schwarzhaupt, Wilhelm, Walther, G.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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der Abfluß versperrt wurde, nahm das Wasser seinen Weg über das
Rheinische Schiefergebirge zur Nordsee. Nachdem es das Gebirge tief
genug ausgenagt hatte, trat der Boden des Grabens als Ebene zutage.
3. Der Kaiserstuhl. Als die Schollen des Rheingrabens in die
Tiefe sanken, wurden die feurigflüssigen Massen des Erdinnern durch
den Druck herausgepreßt. Sie quollen aus den entstandenen Rissen und
Spalten hervor und lagerten sich über die Ebeue. Weuu mehrere
solcher Ausbrüche stattfanden, so wurden die vulkanischen Massen so
groß, daß sie sich zu Gebirgen anstürmten. Ein solches vulkanisches
Massengebirge ist der Kaiserstuhl, der 600 m hoch aufsteigt.
I 4. Bewässerung. Mitten durch die Tiefebene fließt von Süden
nach Norden der Rhein. Er entsteht aus mehreren Quellflüssen, die
am St. Gotthard in der Schweiz entspringen. In einem engen Tal
eilt er dem Bodensee zu. Nach seinem Austritt aus demselben
wendet er sich nach Westen und durchbricht den Schweizer Jura. Bei
Schaffhausen bildet .er einen 25 m hohen, mächtigen Wasserfall.
Von Basel ab durchfließt er die Oberrheinische Tiefebene. Hier gehen
ihm links die Jll, rechts die Kinzig, der Neckar und der Main zu.
Auffallend ist, daß auf der Strecke von Basel bis Straßburg die Städte
nicht dicht am Flnffe liegen. Der Grund dafür ist in der Beschaffen-
heit des Flußbettes zu suchen. Dieses ist hier versandet und hat eine
Menge vou Untiefen, Sandbänken und Inseln. Dazu dehnen sich längs
der Ufer Brüche und Sümpfe aus. Von Straßburg ab fließt der
Rhein zwischen höheren Ufern dahin, weshalb die Städte in dem nörd-
lichen Teil der Tiefebene dicht an den Fluß heranrücken.
\ 5. Klima, Fruchtbarkeit und Erzeugnisse. Da die Ebene
durch Gebirge gegen die rauhen Winde geschützt ist, so ist ihr Klima
außerordentlich mild, und zwar ist es das wärmste von ganz Deutsch-
land. Schon anfangs April stehen Kirschen, Pflaumen und Aprikosen
in voller Blüte, und bereits im Juni hat man reife Kirschen. Dazu
zeichnet sich der Boden durch große Fruchtbarkeit aus. Getreide, Obst,
Wein und Tabak gedeihen in üppiger Fülle. Sogar Bäume, die einer
südlicheren Zone angehören, z. B. Kastanien, Mandeln n. a., liefern
reichen Ertrag.
6. Bevölkerung. Dieser großen Fruchtbarkeit verdankt die Rhein-
ebene eilte so dichte Bevölkerung, wie wir sie in wenigen Gegenden
Deutschlands finden; es kommen hier durchschnittlich 200 Einwohner
auf 1 qkm. Da die Landwirtschaft nicht alle Bewohner zu ernähren
vermag, so habeu sie sich teilweise gewerblicher Tätigkeit zugewendet;
begünstigt wird die Industrie durch die Wasserkräfte der zahlreichen
Gebirgsbäche. Im südlichen Teil der Tiefebene ^Mülhausen) wird
namentlich Baumwolleufpinnerei, Weberei und Färberei getrieben.