1913 -
Frankfurt a.M. [u.a.]
: Kesselring
- Autor: Eisenhuth, Chr., Dilcher, Adolf, Schwarzhaupt, Wilhelm, Walther, G.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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manische Volksstämme über Italien, Gallien, Spanien bis nach Nord-
afrika. Im Mittelalter wurde der Osten Europas durch deutsche Bauern
besiedelt. Später war besonders Nordamerika das Ziel der Auswanderer.
— Die Gründe für die Auswanderung waren bisweilen religiöser oder
politischer Art. Meist aber veranlaßten schlechte wirtschaftliche Ver-
Hältnisse die Leute dazu, aus der Heimat zu ziehen. Je weniger
Arbeitsgelegenheit und Verdienst es in Deutschland gab, um so stärker
war die Auswanderung. (1881 verließen 220000 Menschen unser
Vaterland, 1908 nicht einmal 20000. Das ist ein Beweis, wie sehr
sich unsere wirtschaftliche Lage gebessert hat.)
2. Der Bestand des Deutschtums im Auslande, a) 3n
Europa. Die Gesamtzahl der Deutschredenden außerhalb der Reichs-
grenze beträgt über 30 Millionen. Mehr als die Hälfte davon lebt
in Österreich-Ungarn, in Luxemburg und in der Schweiz. Rußland
hat größere deutsche Niederlassungen in Finnland, in den Ostseeprovinzen,
an der Wolga und in dem Gebiet zwischen Don und Pruth. Deutscher
Fleiß und deutsche Zähigkeit haben hier die Steppe in ergiebiges
Ackerland umgewandelt. Unter den Balkanstaaten ist besonders Ru-
mänien stark mit Deutschen durchsetzt. In Bukarest allein leben 30000
Deutsche. In Italien und auf der Pyrenäenhalbinsel finden sich in
fast allen großen Städten deutsche Kolonien. Frankreich beherbergt
mehr als 100000 Deutsche im weiteren Sinn (Österreicher und Deutsch-
schweizer eingerechnet); in Paris allein wohnen 30000 Reichsdeutsche.
Alle Berufsarbeiter, vom Gelehrten und Künstler bis zum Straßen-
kehrer, sind unter ihnen vertreten. Viele Geschäftshäuser, Apotheken,
Bäckereien, Barbierläden sind deutsch. Auch in der englischen Haupt-
stadt sind die Deutschen in allen Berufen tätig; besonders zahlreich
findet man sie als Handlungsgehilfen und als Musiker. Die Fleische-
reien Schottlands gehören zu einem großen Teil deutschen Familien.
b) In üb erseeischeu Ländern. Außerhalb Europas war seit
3 Jahrhunderten vor allem Nordamerika das Ziel der deutschen Auswande-
rung. In der Union wohnen etwa 11 Millionen Deutsche. Früher gingen
sie schnell im Amerikanertum unter. Aber seit der Einigung Deutschlands
und seit dem glänzenden wirtschaftlichen Aufstieg des Deutschen Reiches
ist das deutsche Selbstbewußtsein erstarkt; die Deutschen in den Ver-
einigten Staaten haben sich darauf besonnen, was Deutsche der Union
geleistet haben; sie haben sich auch an ihre Pflicht erinnert, deutsche
Sprache und Sitte, deutsche Art und deutsches Wesen zu erhalten und
zu pflegen. Heute nehmen sie in Kunst und Wissenschaft, im wirt-
schaftlichen wie im politischen Leben eine geachtete Stellung ein. —
In Mittelamerika leben die Deutschen besonders als Großkaufleute in
den Seestädten. In Guatemala besitzen sie den größten Teil der
Pflanzungen, die Kaffee, Zuckerrohr und Farbhölzer liefern. — Bra-
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