1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin, Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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Weltstellung. Süddeutsche Staaten.
staaten je nach der Kopfzahl ihrer Bevölkerung. 4. Post- und Telegraphen-
wesen außer in Bayern und Württemberg'.- 5. Rechtspflege (einheitliches
bürgerliches und Strafrecht, Reichsgericht in Leipzig). Auf Handel, Ver-
kehr, Gesundheitswesen und andere Verwaltungszweige hat das Reich Einfluß,
doch sind sie im wesentlichen den Einzelstaaten überlassen.
§ 135. c) Weltstellung. Unser Reich bildet die Mitte sowohl Gesamteuropas
als auch des germanischen Teiles von Europa. Deshalb war das Deutsche
Reich seit dem Mittelalter das wichtigste Land des Erdteiles. Durch
Deutschland bahnte sich der Handelsverkehr des Nordens mit dem Süden,
des Westens mit dem Osten seit Jahrhunderten bis auf den heutigen Tag
seine Pfade, und trotz der geringen Eutwickeluug unserer Küste hat deutsche
Kraft und Ausdauer auch unserer Schiffahrt einen Platz unter den ersten
Seemächten der Erde gesichert. — Kein anderes Land ist aber auch so
oft der Schauplatz europäischer Kriege gewesen, und kein anderes Reich
ist durch natürliche Grenzen so wenig geschützt wie das nnsrige. Im
S. und S.o. sind Gebirge vorgelagert, im W. folgt unsere Greuze zwar
dem Wasgenwalde, läuft aber dann ohue sichernden Abschluß über die
Hochflächen jenfeit des -Rheines, wo überhaupt der S- und N. unseres
Vaterlandes fast in einem gemeinsamen W. aufgehen. Hier ist der Rhein,
„Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze", das einigende Band
unseres Südens und Nordens. Der O. unseres Reiches geht unmerklich
in das russische Flachland über, und nur Menschenhand hat hier Grenz-
zeichen gesetzt. Unsere Sicherheit beruht darum lediglich auf unserer
Krast, die sich vor allem in dem einheitlichen, stets schlagfertigen Heere
kundgibt, sodann in der in den letzten zehn Jahren stark vermehrten
Kriegsflotte, die uns die einer modernen Großmacht unentbehrliche See-
geltung verschaffen, den Handel wie die Küsten und Kolonien des D. R.
schützen und die notwendige Getreidezufuhr auch im Fall eines Krieges
gewährleisten soll. So hat unsere Wehrkraft ihre Aufgabe nicht im An-
griffe, sondern in der Verteidigung, und das neue Deutsche Reich ist der
zuverlässigste Bürge des europäischen Friedens2.
Süddeutsche Staaten.
§ 126. 1. Königreich Bayern. 76000 qkm, 6,18 Mill. E., 81 auf 1 qkm.
| Katholiken (70%, 8 Bistümer), ^ Evangelische (28%). Bayern" be-
steht aus dem Hauptlande, das durch den Jura in Donau- und
* Nach dem Vertrage von 1902 hat Württemberg seit 1. Iv. 1902 unter Vorbehalt
auf eigne württemberqische Postwertzeichen verzichtet.
2 „Das deutsche "Volk hat weder das Bedürfnis noch die Neigung, über seine
Grenzen hinaus etwas anderes als den auf gegenseitiger Achtung der Selbständigkeit
und gemeinsamer Förderung der Wohlfahrt begründeten Verkehr der Völker zu er-
streben." Bismarck.
„Was Deutschland in einem halben Jahre mit seinen siegreichen Waffen errungen
hat, das muß es ein halbes Jahrhundert mit Waffen schützen, damit es nns nicht
wieder entrissen werde." — „Nur ein mächtiges Deutschland in der Mitte von Curopa
ist die Bürgschaft für den europäischen Frieden." Moltke.
-Z Stauber, Landeskunde des Königreichs Bayern. 5. Aufl. Breslau 1902.