1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Asien.
Südasten (Indien).
Vorderindien.
Größe, Umgrenzung und Natnrgebiete. Vorderindien ist 7 mal so
groß wie das Deutsche Reich. Es erstreckt sich zwischen dem Arn bischen Meer
und dem Golf von Bengalen in den Indischen Ozean hinaus. Seiner Boden-
gestalt nach gliedert es sich in das Tiefland Hindostan (hindostan) und das
Hochland Dekan. Den nördlichen Grenzwall Borderindiens bildet der Hima-
In ja1) (Himalaja).
Der Himalaja. Er zieht vom Jndusdurchbruch bis zum Brahmaputra.
Seinem Bau nach ist er wie' die Alpen ein Kettengebirge, das gegen die
indische Ebene ungleich steiler.abfällt als nach N. Der höchste Gipfel ist der
Mount Evereft (mannt everest), 8800 m. Der Himalaja ist das höchste Ge-
birge der Erde.
Bei seiner außerordentlichen Höhe empfängt das Gebirge sehr reichliche
Niederschläge, besonders am Südfuße der Khassia-Vorkette am linken Brahma-
putranser, wo die jährliche Regenhöhe wie sonst nirgends auf der Erde bis
16 m steigt (mittlere jährliche Regenhöhe in Deutschland 70 cm). Infolge da-
von ist das Gebirge auch die Geb-nrtsstätte vieler und bedeutender Flüsse.
In klimatischer Beziehung vereinigt das Gebirge alle Gegensätze; man
steigt dort von Polarer Kälte in tropische Hitze hinunter, weshalb auch die
Pflanzenwelt die größte Mannigfaltigkeit zeigt. Aus Forsten europäischer
Bäume gelangt man in tropische Urwälder (Tarai).
Deren Unwegsamkeit stützte die Unabhängigkeit von Nipal und Bhutan
im Osten. Im Westen liegt der britische Schntzstaat Kaschmir, ein herrliches,
gesundes Gebirgsland, die Heimat der Tibetziege, deren feines Haar das Material
für die Kaschmirschals liefert.
Das Tiefland Hindostan. Bewässerung. Wasserspender der Ebene ist
der niederschlagt und gletscherreiche Himalaja, dem die drei Hauptflüsse des
Gebietes, Indus, Ganges und Brahmaputra, entströmen. Diesen Gewässern
verdankt Hindostan seine Entstehung — es ist ein Anschwemmnngsgebiet seiner
Riesenströme — wie auch seine Fruchtbarkeit.
Das Klima von Hindostan ist tropisch heiß und reich an Niederschlägen,
welche der vom Indischen Ozean kommende Sommermonsum bringt.
Erzeugnisse. Das ganze Tiefland ist — soweit die Bewässerung reicht
— ein einziges Ackerfeld, das doppelte Ernten liefert. Die Ebene erzengt
an Getreide Hirse und Reis, die Hauptnahrung der indischen Volksmassen, dann
Weizen; an Gewürzen Pfeffer und Zimt, an Genußmitteln Kaffee und Tee,
Tabak und Opium2), an Färbepflanzen den kostbaren Indigo, an Gespinstpflanzen
Banmwolle und Inte2). Von sonstigen Pflanzen wächst hier die Baniane oder
die heilige Feige der Hindu (mit ihrem Gerüste von Luftwurzeln), in den Ge-
1) tum (indisch) hima — Schnee und älaja = Wohnung.
2) Eingedickter Milchsaft aus den jungen Kapseln unseres Öl- und Schlafmohns.
3) Faser eines Krautes, das zu Geweben verwendet wird.