1911 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 20
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Nordafrika. 43
2. Nubien und Ägypten nehmen den östlichen Teil des Wüstenplateaus der
Sahara ein. Wasserspender der gesamten Gebiete ist der Nil. Seine Quellen liegen
jenseits des Äquators im Gebiete der großen Seen. Der vereinigte Abfluß des
Viktoria-und Albert-Sees heißt der Weiße Nil. Er fließt zunächst nördlich,
nimmt dann bei Chartum den Blauen Nil auf, beschreibt in seinem katarakten-
reichen Mittellaufe durch Nubien eine langgezogene Schlinge und betritt bei Assuan
das ägyptische Tiefland, wo er in einem großen Delta ins Mittelmeer mündet.
Ägypten dankt seine Fruchtbarkeit nur den Schlammablagerungeu bei der jähr-
lichen Überschwemmung des Nil.
Diese Überschwemmung beginnt Ende Juui und dauert bis Ende September.
Die Ursache der jährlichen Stromschwelle sind die reichlichen Tropenregen und
die Schneeschmelze in Abessinien. Der regelmäßige Wechsel zwischen
Trockenheit und Überschwemmung ist auch die Ursache der frühen
Kultur Ägyptens geworden. Die Fruchtbarkeit des Bodens lud zum Ackerbau
und zu seßhafter Lebensweise ein.
Klima, Flora und Fauna teilen die Nilgebiete im allgemeinen mit den
schon f besprochenen Gebieten des Sudan und der Sahara. Besondere Bedeutung
hat Ägypten, ein ununterbrochenes Fruchtland.
Abgesehen von zerstreuten Dattelhainen, bedecken fast ausschließlich Getreide-
felber, Zuckerrohr und Baumwollpflanzungen das ganze Niltal. Wiese
und Wald fehlen gänzlich. Was im besonderen die Baumwollerzeugung betrifft,
so ist diese so großartig, daß Ägypten nach der Union und Britisch-Jndien
die größten Mengen davon in den Weltverkehr liefert.
Bevölkerung. Nubien und Ägypten werden von dunkelhäutigen Hamiten
bewohnt; diese sind meist Mohammedaner und heißen Fellach en^), während die
wenigen, welche das Christentum bewahrt haben, Kopten genannt werden.
In staatlicher Hinsicht umfaßt das Nilgebiet außer Abessinien und dem Ost-
Sudan noch folgende Teile:
1. Nubien, unter ägyptischer Herrschaft. Haupthafen ist Suakin am Roten
Meere.
2. Ägypten. Es hat (mit Ausschluß der Besitzungen im Sudan) ein Gebiet
von 1 Mill. qkm und 10 Mill. Einw. In den sehr ertragreichen Gebieten
des Niltals und des Nildeltas ist die Bevölkerung dichter als in
Sachsen und Belgien. Das Land wird von einem Chedive oder Vizekönig
regiert, welcher die Oberhoheit des türkischen Sultans anerkennt und ihm einen jähr-
lichen Tribut zahlt, aber ganz unter englischem Einfluß steht. Am Beginn des Deltas
liegt Kairo (keiro), 660000 Einw., die größte Stadt Afrikas, zugleich Haupt- und Resi-
denzstadt. Unweit Kairo das Dorf Gizeh mit den Pyramiden. An der N.-Küste
Alexandria (alexandria), der wichtigste Handelshafen Ägyptens (380000 Einw.).
O. vom Nildelta der Suezkanal (sues). Er erstreckt sich von Port Said
am Mittelmeere bis Suez am Eingange in das Rote Meer. Die Bedeutung des
Kanals, der 160 km lang, 60—110 m breit und 9 m tief ist, besteht vornehmlich
darin, daß er den Weg von Europa nach S.- und O.-Asien und Australien im Ver-
gleich zu der früheren Fahrt um das Kapland bedeutend verkürzt. Infolgedessen ist
er eine Weltverkehrsstraße ersten Ranges.
l) d. h. im Arabischen Pflüger. l'vi/t'c-