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1. Das Deutsche Reich, Wirtschaftsgeographie und allgemeine Erdkunde - S. 19

1911 - Leipzig : Teubner
Schwarzwald. Odenwald. Oberrheinische Tiefebene. 19 schieden, im Norden geht er in das flachwellige, gut angebaute Neckarbergland über, das eine bequeme Eingangspforte in das Neckarland bildet. Im Gegensatz zu den meisten Gebirgen ist der Schwarzwald dicht bevölkert. Die gewerbliche Tätigkeit der Bewohner gründet sich in erster Linie auf den Reich- tum der Berglandschaften an holz. Er veranlaßt nicht nur lebhafte Flößerei, Ter- pentin- und Pechschwelerei, den Betrieb zahlreicher Sägemühlen und mannigfache Holzschnitzerei, sondern vor allem die weltberühmte Schwarzwälder Uhrenindustrie. In 60 Groß- und 1000 Kleinbetrieben sind mehr als 10 000 Uhrmacher beschäf- tigt. Nur in zwei Gegenden Deutschlands wird die Uhrenfabrikation noch in ähn- licher Weise betrieben, nämlich im Königreich Sachsen und in Schlesien. Daneben blüht im Schwarzwalde neuerdings die Herstellung von Drehorgeln und Musikspiel- werken auf. Ein anderer Teil der Bevölkerung benutzt das einheimische Roggenstroh, sowie Bast und Roßhaare, um daraus hüte zu flechten, die an Güte und Schönheit hinter den italienischen Erzeugnissen gleicher Krt nicht zurückstehen. Die Zchwarzwäldler wohnen vorwiegend in Einzelhöfen. 5luch die eigentlichen Dörfer sind oft nur eine größere Zahl dichter beieinander liegender Einzelgehöfte. Das Schwarzwaldhaus ist aus holz gebaut und mit Stroh oder Schindeln gedeckt. Unter einem Dache sind Wohn- und Wirtschaftsräume vereinigt. Um die Giebelseite und einen Teil der Längsseite läuft eine zusammenhängende Reihe von Fenstern, durch die das Licht in die dahinter befindliche Wohnstube fällt. Diese hat getäfelte Wände und einen großen Kachelofen, um den eine Bank läuft. Zu ebener Erde befinden sich Schlafkammer und Küche. Daneben liegen die Ställe. Oberhalb der Fenster geht eine Galerie um das Haus, von der man meist zu den Schlafkammern des Gesindes gelangt, hinten stößt das Haus an den Berg, von wo aus der Weg, oft über eine Brücke, zu den hochgelegenen Speicher- räumen führt. Das Dach reicht stets weit über das Haus hinaus und schafft so vor dem Hause einen breiten, trockenen Platz, auf dem sich fast immer ein Brunnen befindet. Dort lagern auch gewöhnlich die Brennholzvorräte für den Winter. Der Odenwald ist ein reich bewaldetes Bergland mit breiten, freundlichen Tälern. Die Westseite fällt ziemlich steil zur Rheinebene (Bergstraße S. 20) ab, wo feuriger Wein reift, die Edelkastanie, der Pfirsich- und der Mandelbaum blühen und Früchte zeitigen, und weitschattende Nußbäume das Auge erfreuen. — Der östliche Gebirgsteil geht allmählich in den Spessart über. Die oberrheinische Tiesebene liegt in dem südlichen, wärmeren Teile Deutsch- lands. Durch die Randgebirge ist sie gegen rauhe Winde geschützt, während die warmen Südwinde über die Burgundische Pforte leicht eindringen können. Ihr Klima ist deshalb außerordentlich milde. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt in verschiedenen Orten 9,9° C., während Berlin nur 8,6" und München sogar nur 7,4° hat. Der fast durchweg fruchtbare, tonreiche Schwemmlandboden wird daher von Feldern und Gärten bedeckt. 5lm ergiebigsten ist die Landschaft am Rande der Gebirge, wo feiner, kalkhaltiger Lehmstaub (Löß), der durch die Verwitterung der Gesteine gebildet wurde, vom winde zusammengeweht ist: Rebengelände und Gbst- Haine, Tabakfelder, Hopfengärten und üppige Getreidefelder (Mais, Weizen, Gerste), Kulturen von Krapp, Zichorien und Zuckerrüben bedecken diese gesegneten Gebiete, die als der „Garten Deutschlands" bezeichnet werden. Außerdem ist an vielen Orten der Tiefebene eine lebhafte Fabriktätigkeit aufgeblüht. 2*
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