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1. Das Deutsche Reich, Wirtschaftsgeographie und allgemeine Erdkunde - S. 109

1911 - Leipzig : Teubner
Wie die Gesteine ihre Lage verändern. 109 gefüllt werden. 3m Laufe unendlich langer Zeiträume erkaltet die Schmelzmasse, und es entsteht daraus ein kristallinisches Gemenge, der Granit. Ein Teil der Schmelz- mafse aber sprengt auch wohl gewaltsam seine feste hülle und dringt nach oben. Erreicht er die Erdoberfläche, so wird er zu Lava, die erstarrt und je nach ihrer Zusammensetzung als Porphyr, Vasalt, Trachyt usw. bezeichnet wird. Der Vasalt, der in Deutschland viele Berge bildet, nimmt beim Erkalten eine schöne sechsseitige oder unregelmäßige Säulenform an. (Rühre Stärke in warmem Wasser an! Beim Erkalten ordnet sie sich auch in Säulen, ähnlich dem Basalt.) 6. Wie die Gesteine ihre Lage verändern und sich Gebirge bilden. Wie kommt es nun, daß die Gesteine, die auf dem Grunde des Meeres hori- zontal abgelagert wurden, jetzt hoch aufgerichtet sind und Gebirge bilden, während wieder andere, wie die Köhlen, die einst als grüner Pflanzenteppich den Erdboden bedeckten, hunderte von Metern tief unter der Erdoberfläche lagern? — Diese Ver- änderungen haben ihren Grund a) in Hebungen, die die Festlandmassen erfahren haben. In manchen Gegenden Europas kann man auch jetzt noch beobachten, daß der Boden sich hebt. Im Süd- osten von Schweden z. B. hat man Felsen an der Stelle gekennzeichnet, wo sie vom Hochwasser erreicht wurden. Im Laufe der Jahre fand man, daß sie sich beträchtlich über den Wasserspiegel erhoben, während eines Jahrhunderts um etwa 50—80 cm. Diese Bewegung ist freilich nur gering, in 1000 Jahren aber würde ein Hebung des Strandes von 6—8 m festzustellen sein. Ein großer Teil bisherigen Meeres- bodens ist dann trockengelegt worden. Nun sind 1000 Jahre in der Bildung der Erdoberfläche eine nur kurze Spanne Zeit, und wir verstehen es, wie vor Millionen Jahren unsere deutschen Gebirge Meeresboden gewesen sind, der durch langsame Hebung des Landes in die höhe gestiegen ist. — Unternehmen wir eine Wanderung durch den harz, Thüringen, das schwäbisch-fränkische Stufenland, die fllpen, so finden wir überall Schichtgesteine mit Resten von Meerestieren. Bei dem Zusammenschrumpfen der Erdrinde wurden sie allmählich in die höhe gepreßt und ragen nun hunderte, ja Tausende von Metern über den Meeresspiegel empor. Kndere Veränderungen in der Lage der Gesteinsschichten haben ihre Ursache b) in Senkungen, die die Festlandmassen erfahren haben. Als wir über die Entstehung der Kohlenlager sprachen, vermochten wir uns nicht zu erklären, wie die holz- massen großer Wälder hunderte von Metern unter der Erdoberfläche begraben liegen können. 5ln manchen Stellen der deutschen und englischen Küste sieht man zur Zeit der Ebbe eine Anzahl dunkler Stümpfe aus dem Meeresboden ragen. Bei genauer Untersuchung erkennt man, daß es abgebrochene Baumstämme sind, also Teile eines alten Waldes (Tafel 4). Da die Bäume nicht im Meere gewachsen sein können, müssen wir annehmen, daß vor langen Zeiten der Waldboden höher lag als der Meeresspiegel. Durch das Zusammenschrumpfen der Erdrinde haben sich diese Teile des Festlandes wahrscheinlich gesenkt, und der Wald ist allmählich unter den Meeresspiegel gelangt und mit Sand und Schlamm bedeckt worden. Ähnlich ist es auch den Wäldern er- gangen, aus denen sich die Kohlenlager gebildet haben. Die Riesenbäume (Farn-
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