1911 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
vom Alter der Gesteine.
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Meeresbecken bildeten sich. Da aber die Erdrinde noch immer nicht zur Ruhe ge-
kommen ist, dauern die Umgestaltungen an. Wenn wir sie mit unseren Augen nicht
deutlich wahrnehmen können, so ist dies darin begründet, daß die Gebirgsbildung
außerordentlich langsam vor sich geht. Tin Menschenalter ist zu kurz, um auffällige
Veränderungen beobachten zu können. Dazu gehören Tausende, ja Millionen von
Jahren. Nur wenn die Erdrinde infolge der Bewegungen einmal plötzlich erschüttert
wird, wenn also ein Erdbeben eintritt, kommt es uns zum Bewußtsein, daß der
Loden zu unseren Füßen nicht unwandelbar, sondern veränderlich ist.
7. Was wir vom Alter der Gesteine wissen.
Da die meisten Gesteine durch Ablagerung im Meere entstanden sind, müssen
die ältesten Schichten zu unterst, die jüngeren oben liegen. Steigt man in dem Schachte
eines Bergwerks in die Tiefen der Erde hinab, so müßte man zu immer älteren
Schichten gelangen. Die tiefsten Schächte reichen aber nur etwa 1,5 Km, das tiefste
Bohrloch nur 2 Km in das Erdinnere. Es könnten uns also nur die alleräußersten
Gesteinslagen der Erdrinde bekannt sein. In den meisten Fällen liegen jedoch, wie
wir wissen, die Felsschichten gar nicht wohlgeordnet horizontal untereinander, son-
dern sie sind mehr oder weniger geneigt oder gewölbt. In Gebirgen und in Stein-
brüchen können wir sogar häufig ihre aufwärts gewendeten Ränder ebenso über-
sehen wie die Rücken der Bücher im Bücherregal, hierdurch wird es möglich, die
einzelnen Schichten der Reihenfolge nach zu unterscheiden und ihr Alter zu bestimmen.
Man spricht von Gesteinen aus der Urzeit, dem Altertum, dem Mittelalter
und der Neuzeit der Erde. Die Dauer der Zeitabschnitte läßt sich nicht genau fest-
stellen- doch ist sicher, daß ein jeder viele tausend Jahre umfaßt.
Die Reihenfolge, in der die Gesteinsschichten lagern, ist aber kein untrügliches
Mittel, ihr Alter zu bestimmen, verschiedene Gesteine, z. B. Tonschiefer, Sandsteine,
Kohlen u. a., sind nämlich öfter gebildet worden, sowohl im Altertum wie im
Mittelalter und in der Neuzeit der Erde. Um nun zu erfahren, welche Gesteine der-
selben Art die älteren und welche die jüngeren sind, sucht man die Tier- und pflanzen-
refte auf, die sich in ihnen vorfinden; denn jede große Abteilung von Gesteinen, die
in einem und demselben Zeitalter der Erdbildung entstanden ist, hat Lebewesen aus-
zuweisen, die nur ihr eigentümlich sind. Sie sind der Schlüssel, mit dessen Hilfe man
das Alter der Schichten bestimmen kann.
Betrachten wir die Tier- und Pflanzenreste näher! Entweder sind
die Schalen und Gehäuse der ll)assertiere vorzeitlicher Meere mit Sand und Schlamm
erfüllt worden. Dann sind in den Gesteinsschichten getreue Abbildungen der Höhlungen,
Steinkerne, entstanden. Oder es bildeten sich im Schlamm Abdrücke von Tier-
und Pflanzenresten, ähnlich wie wir sie z. V. von Blättern beobachten können, die
längere Zeit auf feuchtem Sande liegen blieben. — In kalk- und kieselhaltigen Ge-
wässern werden organische Körper von Kalk oder Kiesel überrindet, oder das
chemisch gelöste Versteinerungsmittel durchdringt die organischen Reste und verwan-
delt sie in Versteinerungen.
Den ältesten Gesteinsbildungen, den Urgesteinen, fehlt jede Spur lebender
Lehmann. Erdkunde f. Mittelsch. 3. Fjcft. g