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1. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 72

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
72 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens 1648—1786. Aber er war ein König, dem die Pflicht über alles ging. In rastloser Tätigkeit verflossen ihm die Tage; er war, wie er selbst sagte, „sein eigener Finanzminister und Feldmarschall"; für die großen und ebenso für die kleinen Angelegenheiten des Staatslebens hatte er ein Auge. Auf alljährlichen Reisen überzeugte er sich von dem Stande der Dinge in den verschiedenen Provinzen und prügelte wohl einen faulen Torwächter selbst aus dem Bette. Die Bemerkungen, die er an den Nand der ihm vorgelegten Schriftstücke schrieb, legen noch heute Zeugnis ab von seiner unermüdlichen Arbeitskraft und seiner Kenntnis aller Einzelheiten der Verwaltung. Freilich vertrug er keinen Widerspruch; „Räsonnieren" duldete er nicht; er war eigenwillig, oft jähzornig und zuweilen von furchtbarer Härte. Aber er war schlicht und tüchtig, kein Nachahmer französischer Unsittlichkeit, wie es damals so viele deutsche Fürsten waren; er war sparsam und streng gegen sich selbst; er war fromm; er war endlich auch gut deutsch gesinnt. „Meinen Kindern", sagte er einmal, „will ich Pistolen und Degen in die Wiege geben, daß sie die fremden Nationen aus Deutschland helfen abhalten"; und: „wenn die Franzosen ein Dorf in Deutschland attaquierten, so müßte das ein Coujon von einem deutschen Fürsten sein, welcher nicht den letzten Blutstropfen daran wagte, sich dagegen zu setzen". Im übrigen waren die Händel der äußeren Politik nicht das Feld, auf dem er sich zu Hause fühlte; ihre verschlungenen Pfade lagen seinem offenen und ehrlichen, zugleich aber auch leidenschaftlichen Wesen fern. So hat unter ihm Preußen — von der Erwerbung Vorpommerns bis zur Peene abgesehen (§77) — in den großen europäischen Streitigkeiten keine bedeutende und glückliche Rolle gespielt. Er war am liebsten, seiner patriotischen Gesinnung gemäß, „gut kaiserisch"; aber er erntete für seine kaiserfreundliche Haltung wenig Dank. Karl Vi. hatte ihm Aussichten darauf gemacht, daß ihm nach dem Aussterben des Hauses Pfalz-Neu-burg, mit dem sich einst Johann Sigismund in die Länder Kleve, Jülich und Berg geteilt hatte, Berg zufallen sollte. Aber dies Versprechen nahm er später wieder zurück. Auf seinen Sohn, den Kronprinzen Friedrich hinzeigend, rief damals der erzürnte König aus: „Da steht einer, der mich rächen wird!" vennehrnng ^ § 79. Friedrich Wilhelms Heeresorganisation. Um das Heerwesen hat sich Friedrich Wilhelm I. solche Verdienste erworben, daß er als Schöpfer der preußischen Armee bezeichnet werden darf. Denn er vermehrte sie nicht nur bis auf mehr als 80000 Mann, obwohl Preußen
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