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1. Das Deutsche Reich, Wirtschaftsgeographie und allgemeine Erdkunde - S. 83

1912 - Leipzig : Teubner
Tiefland westlich der Gder. 83 nur 30 Menschen wohnten, zählt man jetzt dort 50. Die Ernteerträge des Bodens sind um die Hälfte gestiegen, die Zahl der Pferde hat sich verdoppelt, die der Kinder verdreifacht, der Schweine verzehnfacht. Da eine der Hauptfrüchte, die Kartoffel, jetzt in erster Linie bei der Schweinezucht als Futtermittel Verwendung findet, ist die Spirituserzeugung bedeutend zurückgegangen. Und gerade der Spi- ritus, der Leib und Seele vergiftet, war an dem Niedergang der polnischen Be- volkerung schuld. Mit dem wachsenden Wohlstand der Bewohner hängt die ver- doppelung des Güterverkehrs der Eisenbahnen und des Postverkehrs eng zusammen. Das Tiefland westlich der Gder entbehrt vielfach des fruchtbaren Ackerbodens. Nordwestlich von Küstrin geht das Gderbruch in eine Waldlandschaft über, die man wegen ihrer Schönheit als „Märkische Schweiz" bezeichnet, hier liegt Eberswalde (26) mit einer Forstakademie. An dieses Gebiet schließt sich im Westen das Havelland an. Es wird von der Havel, die auf dem nördlichen Land- rücken entspringt, umflossen (beschreibe ihren Lauf!). In der ostwestlichen Strom- strecke erweitert sich der Fluß zu zahlreichen Seen, die anmutig von Wäldern um- kränzt sind. Bei der schön gelegenen Stadt Potsdam (62) errichteten die preu- ßischen Könige herrliche Schlösser, von denen Sanssouci (ßangßußi) das bekannteste ist. In Spandau (85), einer Festung, die im Kriege Berlin schützen soll, befinden sich Gewehrfabriken, in Brandenburg (54) Fabriken zum Bau von Fahr- rädern und Automobilen, in Rathenow (25) berühmte Glasschleifereien, welche die Gläser für Brillen, Fernrohre und andere optische Instrumente herstellen. Der Süden des Gebietes wird von Bober, Görlitzer Neisse und Spree entwässert, die alle den Südlichen Landrücken durchbrechen. Im Mittelläufe durchströmt die Spree den Spreewald. Der Fluß teilt sich hier in viele Arme, so daß das Land gleichsam in eine große Anzahl von Inseln zerschnitten wird. In früherer Zeit waren sie mit dichtem Walde bedeckt. Die Be- wohner sind aber ein fleißiges Völkchen, das die Tugenden seiner Vorfahren, der alten Wenden, geerbt hat. Durch Fleiß und zähe Ausdauer haben sie aus dem Ur- walde und den sumpfigen Wiesenflächen ein fruchtbares Gartenland geschaffen, das in günstigen Jahren die schwere Arbeit durch reichen Ertrag segnet. Beson- ders Gemüse wird in großen Mengen geerntet. Die Ausfuhr an Gurken, Meer- rettich und Zwiebeln erstreckt sich weit über die Landesgrenzen. Die Wohnhäuser der Spreewälder liegen, von Eichen und Erlen beschattet, auf den einzelnen Inseln. Als Verkehrswege dienen Wasserstraßen. Der Kahn ist daher das wichtigste ver- kehrsmittel: im Kahne fahren die Bewohner an die Stätte ihrer Arbeit, füh- ren das Vieh auf die Weide und bringen die Bodenerzeugnisse auf den nächsten Markt. Der Kahn trägt das Kind zur Schule, das Hochzeitspaar zur Kirche und den verstorbenen auf den Friedhof. Briefträger, Förster, Hausierer, Mu- sikanten, Gendarmen und Nachtwächter — alle müssen ihn benutzen. Und eine Lust ist es, unter den mächtig gewölbten Erlendomen dahinzugleiten. Lautlos bewegt sich das Fahrzeug über die grünlich schillernde Flut. Aus den Zweigen schallt der vielstimmige Gesang von Tausenden gefiederter Sänger. Gft sind aber die Wasserstraßen nur mit Bäumen eingefaßt, die den Fahrenden Schutz gegen die 6*
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