1912 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Deutsche Volksstämme. Keichsversassung.
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Beispiel der Engländer, die niemals in der Fremde ihre nationale Art auf-
geben, auch die Deutschen einen größeren Stolz auf ihre Heimat. Sie schließen
sich zu Krieger-, Turn-, Gesang-, Reiter-, Schützen- und Radfahrervereinen zu-
sammen, errichten sich eigene Klub- und Vereinshäuser und gründen — mit Unter-
stützung des Reiches — deutsche Rindergärten und Schulen, welche teilweise sogar
das Recht zur Verleihung des Einjahrig-Freiwilligen- und Abiturientenzeugnisses
besitzen. Christliches deutsches Gemeindeleben trägt wesentlich zur Bewahrung
deutscher Gesittung bei. Deutsche Theater, Zeitungen und Monatsschriften ver-
Mitteln den geistigen Zusammenhang mit dem Mutterland. Deutsche Konsulate
als Organe der Reichsregierung sind berufen, die Rechtsansprüche geschädigter
oder bedrohter Volksgenossen geltend zu machen. In rechter Würdigung dessen,
daß nationalgesinnte Auslanddeutsche besonders wertvolle Vorkämpfer deutscher
Art und Wirtschaft sind, haben sich weitverzweigte vereine in der Heimat die
Unterstützung der fernen Volksgenossen zum Ziel gesetzt, z. 13. der verein für das
Deutschtum im Ausland (Allgem. deutscher Schulverein), der Alldeutsche verband,
der Deutsche Sprachverein u. a. Ihr Bestreben geht dahin, die Reichsdeutschen
im Ausland dem deutschen Untertanenverband zu erhalten und bei den Aus-
landdeutschen fremder Staatsangehörigkeit den kulturellen Zusammenhang mit
dem angestammten Volkstum zu wahren."
Die deutschen Volksstämme. In unserm vaterlande unterscheiden wir fol-
gende Stämme: die Bauern auf der Oberdeutschen Hochebene östlich vom Lech,
die S chwab en und die Alemannen zwischen Lech und lvasgenwald, diefran -
k e n im Maingebiet und am Rhein bis hinab nach Köln, die Thüringer zwischen
Thüringerwald und harz, die Hessen im hessischen Bergland, die Nieder-
sachsen zwischen Niederrhein und Elbe, die Friesen an der Nordseeküste und
auf den Inseln. Die Bevölkerung Ostelbiens besteht aus einem Mischstamm
von Deutschen und Slawen (S. 85).
Die nichtdeutschen Bewohner unseres Vaterlandes verteilen sich auf folgende
Volksstämme: Polen 3 Millionen, Franzosen 212000, Masuren 142 000, Dänen
141 000, Litauer 106 000, Kassuben 100 000, wenden 93 000, Holländer 80 000.
Nach der Sprache unterscheiden wir Oberdeutsche und Niederdeutsche. Die
Sprachgrenze verläuft etwa am Nordfuße des deutschen Mittelgebirges.
Nach dem Glaubensbekenntnis gibt es in Deutschland 62% Evange-
lische, 36% Katholiken. Der Rest verteilt sich auj Israeliten und Andersgläubige.
Verfassung des Deutschen Reiches. Das Deutsche Reich bildet einen Bun-
desstaat, zu dem vier Königreiche, sechs Großherzogtümer, fünf Herzogtümer,
sieben Fürstentümer, drei freie Städte und das Reichsland Elsaß-Lothringen, zu-
sammen also 26 Staaten gehören. An der Spitze steht der König von Preußen
als erblicher Deutscher Kaiser. Er ist Oberbefehlshaber über Heer und
Flotte, erklärt Krieg, schließt Frieden, vertritt das Reich dem Auslande gegen-
über und ernennt die Reichsbeamten. Der preußische Thronfolger ist zugleich
Kronprinz des Deutschen Reichs. — Der Bundesrat besteht aus 58 Mitgliedern,
die von den einzelnen Regierungen ernannt werden. Preußen hat 17 Stimmen,