1914 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Alpen: Klima. Pflanzenwuchs. Tierwelt. Bevölkerung. 13
hen an ihren Ufern und umrahmen die freundlichen Landhäuser, die namentlich im
Winter und Frühjahr von erholungsbedürftigen Fremden aufgesucht werden, von
den einzelnen Alpengruppen dieses Gebietes zeichnen sich besonders die 5üdtiroler
Dolomiten durch ihre wildzerrissenen, kahlen Formen und ihre durch die wechselnde
Sonnenbeleuchtung hervorgerufene Farbenpracht aus. Weiter östlich gehen die Alpen
allmählich in den Uarst und die Gebirge der Balkanhalbinsel über.
5. Klint«, Pflanzenwuchs und Tierwelt. Alle menschliche Arbeit ist in den
Alpen vom Ulima abhängig. Je höher man emporsteigt, desto kälter wird
es. Mit etwa 170 m Erhebung nimmt die Wärme um 1°C. ab. Da auch der Boden
mit zunehmender höhe immer steiniger und unfruchtbarer wird, können dort die
pflanzen nur kümmerlich gedeihen.
Besonderen Einfluß auf den pflanzenwuchs hat auch die Lage der Berge
und Täler zur Süd- oder Nordseite des Gebirges. Die nach Norden geöffneten
Täler sind den regenreichen Westwinden, die auch häufig bewölkten Himmel verur-
fachen, sowie den kalten Nordwinden ausgesetzt. Die nach Süden gerichteten Täler
gestatten aber den warmen Südwinden den Zutritt und erfreuen sich den größten
Teil des Jahres eines klaren Himmels. Daher zeigen die Süd- und Nordtäler bzw.
Abhänge des Gebirges große Unterschiede im pflanzenwuchs. Beim Durchwandern
der Alpen kann man dies überall beobachten. Die Nordseite der Abhänge wird ge-
wöhnlich von Wäldern eingenommen, während die wärmeren Talböden und die Süd-
seiten der Bergabhänge mit Wiesen und Feldern bedeckt sind. In den Tälern der
südlichen Ralkalpen und an der Riviera findet man bereits Vertreter der Tttittelmeer-
Vegetation: Ölbaum, Feigenbaum, Apfelsine, Zitrone, Maulbeerbaum und Zypresse.
Ackerbau kann auf der Nordseite der Alpen nur bis etwa 1000 m, auf
der sonnigen Südseite aber bis 1800 m hinauf betrieben werden. Laub- und Na-
delwälder begrenzen nach oben die Acker. Diese Wälder haben im Hochgebirge an
vielen Orten große Bedeutung. Sie sollen nämlich die Felder, Wiesen und Gehöfte
vor niedergehenden Lawinen schützen. Deshalb werden viele von ihnen als Bann-
wälder bezeichnet, die niemals abgeholzt werden dürfen. Außerdem halten sie auch
den herabstürzenden verwitterungsschutt auf und bewahren dadurch die unteren Ab-
hänge vor Verwüstung. Bei 2000—2200 m höhe vermögen nur noch die zäheren
Nadelhölzer zu gedeihen (Fichte, Lärche, Legföhre, Arve), aber auch diese verkrüppeln
zu knorrigem Knieholz. Zwischen den einzelnen Baumgruppen breiten sich in diesen
höhen blumen- und kräuterreiche Matten aus. Sie bieten während der Sommer-
monate Rindern und Ziegen gute Weide. Bei 2600 bis 2700 m beginnt die Region
des ewigen Schnees, die unerschöpfliche Wasserquelle der Alpenflüsse. Außer Moosen
und Flechten kommen dort nur vereinzelt noch niedrige Sträucher vor. Die Tier-
welt ist aber doch nicht völlig erstorben. Gemse und Steinbock, Murmeltier und
Alpenhase, Schneehuhn und Steinadler trifft der kühne Bergsteiger an.
6. Bevölkerung. Da die Alpen viele Täler besitzen, sind sie ein sehr wegsames
Gebirge, von allen Seiten sind Völker in sie eingedrungen und haben Besitz von
ihnen ergriffen. Im Norden und Nordosten wohnen Deutsche, im Westen Fr an-
zosen, im Süden Italiener und im Südwesten Slawen. So verschieden auch die