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1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Scheer, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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§ 1. Die deutschen Landschaften.
2. Wirtschaftsbild. Die Wirtschaft der Oberdeutschen Hochfläche wird
durch die Bodenbeschaffeuheit und das Klima beeinflußt.
Das Klima des Alpenvorlandes ist rauh und kühl, da der Vorteil der
südlichen Lage durch die beträchtliche Erhebung über den Meeresspiegel (im
Durchschnitt 500 in) und durch den Mangel an Gebirgsschutz vor nördlichen
Winden aufgehoben wird. Das Alpenvorland leidet noch im Frühjahr unter
Nachtfrösten. Da ferner dem Boden der Schotterebene das Grundwasser
entzogen wird, und da sich an den Flußufern große Sümpfe und Moore
ausbreiten, so ist die ganze Landschaft mit wenigen Ausnahmen für die
Feldwirtschaft wenig geeignet. Auch der Weinstock gedeiht hier nicht.
Die Früchte des Feldes sind vorwiegend die Kartoffel, der Hafer und der
Roggen. Gute.ernteerträge liefert aber die Lößlandschaft zwischen Regensbnrg
und Passau. Ihre Mitte (um Straubing und Landshut) weist viele Hopfen-
gärten auf. Die Moore werden wirtschaftlich ausgebeutet (Bild 13). Der
ausgestochene Torf wird getrocknet und als Brennstoff oder Viehstreu ver-
wendet.
Der wirtschaftliche Wert der Fliisse liegt in der Flößerei und in
ihrer Wasserkraft. Die Baumstämme, die aus den Alpen die Flüsse abwärts
gebracht werden, bilden die Rohstoffe für die zahlreichen Holzschleifereien
und Papierfabriken, die an den Flüssen angelegt wurden. Die meisten
Fabriken entnehmen ihre Betriebskräfte den schnell dahineilenden Flüssen. So
liefert die Isar bei München auf einer Strecke von 20 km eine Betriebskraft
von 18000 Pferdestärken.
Der Hopfen aus der Hallertau wird in den bayrischen Bierbrauereien
verwertet. München allein besitzt etwa 20 Brauereien.
Der Quarz des Bayrischen Waldes ließ viele Glashütten erstehen,
in denen alle Arten Gläser vom einfachsten Hohlglas bis zum kostbarsten
Kristallglas hergestellt werden.
3. Bewohner und Siedlungen. Die Bayern sind ein kräftiges, tapferes,
fröhliches und treues Volk. Die Liebe zur Heimat macht ihnen die Be-
wirtschaftung des Bodens Zur liebsten Beschäftigung. Die Großartigkeit der
Alpenwelt hat in ihnen den Kunstsinn erweckt, der unserm Volke große
Künstler gegeben hat. Die Landbevölkerung der Hochfläche ist infolge der
einförmigen Natur ihrer Heimat schwerfälligeren Geistes.
Die Siedlungen entstanden meist an Flußübergängen oder an den Schnitt-
punkten der Verkehrswege. Der Kreuzungspunkt der süddeutschen Eisenbahnen
ist München (593), der „goldene Sattel auf dürrer Mähre". Die Residenz
Bayerns ist mit zahlreichen Prachtbauten, großen Museen und wertvollen Kunst-
denkmälern ausgestattet. München ist der wichtigste Getreide und Hopfenmarkt
Süddeutschlands; berühmt find seine zahlreichen Brauereien. Als Knotenpunkt
großer Eisenbahnlinien (Nord-Süd-Expreß, Qrient-Expreß) und als Ausgangs-
punkt für den Alpenverkehr ist München eine bedeutende Fremdenstadt. Seine
lebhafte Industrie ist von der günstigen Verkehrslage abhängig.