1911 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Scheer, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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§ 9. Die Umbildungen der Erdoberfläche.
8 9. Die Umbildungen der Erdoberfläche.
Veränderungen in der Gestalt des Landes bringt jeder Tag. Sie wer-
den außer durch die Tätigkeit des Meeres und die fortdauernde Faltung der
Erdrinde durch verschiedene andere Vorgänge bewirkt.
1. Vulkanismus. Er äußert sich in der Weise, daß an einer Bruchstelle
oder Spalte der Erde glühende Massen Magma aus dem Erdinnern wie durch
einen Schlot oder Kanal hervortreten (Bild 86, 87, 88). Das ausgestoßene
Magma heißt Lava-, die offene Schlotmündung des Vulkans ist der trichter-
förmige Krater. Gewöhnlich hat der Vulkan auch an den Seitenwänden
noch mehrere Krater. Die anstretenden glühenden Massen legen sich um die
Krateröffnung herum und erhöhen so den Berg. Jeder folgende Ausbruch
arbeitet an der Erhöhung weiter. Auch ein Teil der mitausgestoßenen
Sand- und Aschenmassen, die zunächst in die Luft geschleudert wurden,
sinkt wieder herab. So entsteht allmählich ein aus verschiedenen Schichten
aufgebauter, kegelförmiger.berg. Meist sind die vulkanischen Ausbrüche von
Erdbeben begleitet.
Man nimmt an, daß die Lava von einzelnen Magmaherden, die nahe
der Oberfläche liegen, ausgestoßen wird. Durch Zusammenziehen der Erd-
kruste oder durch Senkungen des Meeresbodens werden diese Herde gepreßt,
und die Lava tritt an die Erdoberfläche. Nach anderen Vermutungen tritt
von oben her Wasser zum Magma; es wird plötzlich in Dampf verwandelt
und eröffnet durch seine Explosion die Answurfstätigkeit.
Die Hanptherde vulkanischer Tätigkeit liegen an den Rändern des
Großen Ozeans (Japan, Kamtschatka, Alaska, Mexiko, Andengebiet). In
Europa finden wir tätige Vulkane auf Island und im Mittelländischen Meere
(Vesuv, Ätna, Stromboli). Neuerdings sind auch im Innern Afrikas große
Vulkane entdeckt worden. Stellt der Vulkan seine Tätigkeit ein, so gilt er als
erloschen; oft haben aber als erloschen geltende Vulkane plötzlich ihre Tätig-
keit wieder begonnen (Mont Pele). Die Zahl der tätigen Feuerberge beträgt
gegenwärtig etwa 300. Der höchste tätige Vulkan ist der Cotopaxi (6000 m).
Erscheinungen vulkanischer Art sind ferner die Fumarolen (Wasser-
dampfquellen), Solfataren (Schweseldampfquellen) und Mofetten (Kohlen-
säuregasquellen).
2. Erdbeben. Nach ihrer Entstehung unterscheidet man
a) vulkanische Beben. Sie sind die Begleiter und Vorboten von Vulkan-
ausbrüchen, mit denen sie im engsten Zusammenhänge stehen. Häufiger als
diese kommen
d) die tektonischen Beben vor, hervorgerufen durch Bewegungen in der
festen Erdrinde, die wahrscheinlich durch Verschiebung ihrer Schichten entstehen.
e) Sehr häufig, aber meist von geringer örtlicher Ausdehnung sind die
Einsturzbeben, die durch Einsturz von Hohlräumen in der Erdrinde her-
vorgerufen werden.
ä) Unterseeische Vulkanausbrüche verursachen die See beben; sie sind oft von
verheerenden Erdbebensluten an den Küsten der nächstgelegenen Länder begleitet.