1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Gieseler, Albert
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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biet des Arnos wird Florenz (206 T.) wegen ihrer schönen Lage und der Pracht
der Gebäude mit Recht die „Schöne" genannt. Am Tiber liegt hinter den
berüchtigten Pontinischen Sümpfen Rom (540 T.), die Hauptstadt Italiens und
ehemals des römischen Weltreiches. Gelehrte, Künstler und Kunstfreunde
pilgern nach der an geschichtlichen Erinnerungen überreichen Stadt, deren
Kunstsammlungen in der ganzen Welt nicht ihresgleichen haben. Die Trümmer-
statte des Forum Romanum erinnert an die Glanzzeit des alten Römerreiches,
die Peterskirche ist wohl die. größte und prächtigste Kirche der Welt. Neben
der Peterskirche liegt der Vatikan, der riesengroße Palast des Papstes mit
vielen tausend Zimmern und unermeßlichen Sammlungen. Seit 1871 ist Rom
Residenz des Königs von Italien. Er wohnt im Qnirinal.
Im südlichen Teil des Appenninenvorlandes greifen drei Tieflandsbuchten
in das Gebirge ein. Es sind ehemalige Einsturzbeckeu. Große Landschollen
sind in die Tiefe gesunken und von den Fluten des Meeres bedeckt worden.
Die gewaltigen Auswurfsmassen der Vulkane haben die Meerbusen bis auf
kleine Reste (Golf von Gaeta, Neapel und Salerno) wieder ausgefüllt. Die
verwitterten Auswurfsstoffe der Vulkane haben einen äußerst fruchtbaren Boden
erzeugt. Die größte und fruchtbarste Gegeud ist Kampanien.
Das Klima ist wegen der südlichen Lage und der Nahe des Meeres
äußerst milde. (Mittelmeerklima.) Im Herbste und Winter regnet es häufig-
Der Sommer ist äußerst trocken. Monatelang trübt kein Wölkchen das tief-
blaue Himmelszelt.
Um diese Zeit steht die Sonne nördlich vom Äquator, Die Luft über der Sahara
wird stark erwärmt, steigt nach oben und strömt nach Norden ab. Aus den nördlich
gelegenen Ländern'drängen die kühleren, wasserarmen Luftmassen zur Sahara. In-
folge der Drehung der Erde werden sie von der ursprünglichen Richtung
etwas abgelenkt (Nordostpassate,)
Das Klima beeinflußt die Pflanzenwelt. Nach Eintritt der Regenzeit
schießen die Kräuter und Gräser iu üppiger Fülle hervor. Wenn aber die
Gluthitze des Sommers hereinbricht, verdorren sie. Die Holzgewächse dagegen
mit ihren dicken, lederartigen Blättern bleiben das ganze Jahr grün. Die
Mittelmeerliinder sind das Reich der immergrünen Lanbgewächse. Bis in
das Gebirge hinauf gedeihen Apfelsinen. Zitronen und Feigen. Der Ölbaum,
dessen Früchte das Olivenöl liefern, ist in Süditalien fo häufig, daß Italien
das ölreichste Land der Erde ist. (Ausfuhr für 55 Millionen Mark.) An
der Küste gedeihen auch Dattelpalmen, Zuckerrohr und Baumwolle.
Infolge der großen Fruchtbarkeit des Bodens gehört Kampanien zu den
schönsten Gegenden der Welt. Es ist „ein Stück Himmel, das auf die Erde
gefallen ist". Die größte Stadt in dem überaus dicht besiedelten Gebiet ist
Neapel (510 T.). „Neapel sehen und sterben," sagt der Italiener. In der
Tat gewährt die Stadt mit dem von Schiffen belebten Meer, dem terraffen-
förmig ansteigenden Häusermeer, der blühenden Umgebung und dem Vesuv im