1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Heft § 106
Afrika.
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5. Die Bewohner Afrikas.
L 106 a) Norden wohnen Mittelländer (Kaukasier), nämlich Hamiten und Semiten, zum
Teil mit einander vermischt und alle (bis auf die Abessinier) mohammedanisch: Ägypter, Nubier,
Abessiuier (christlich), Berber, Mauren, Tnareg (Sahara), Galla und Somali (Somali-Halb-
iusel), die Masai (aus Britisch- auch in Deutsch-Ostafrika vorgedrungen). — Das herrschende
Volk in ganz Nordafrika sind die Araber (Semiten), die hier den Mohammedanismus
verbreiteten und deu ganzen Handel in Händen haben.
b) In Mittelasrikä und dem größern Teil Südafrikas sitzen die Neger, die eigent-
lichen afrikanischen Rassen. Sie zerfallen in die durchweg mohammedanischen Sudan-Neger
oder eigentlichen Neger (im Sudan) und die heidnischen, kulturell niedriger steheudeu Bantn-
Völker im südlichen Dreieck. , Die wichtigsten Sudan-Negerstämme sind die Fulde oder Fel-
lata^) und die von ihnen unterjochten Haussa-Neger (§116,1). Beide haben gnt geordnete
Staatswesen und treiben außer Ackerbau (aber nur Hackbau) und Viehzucht auch eine verhält-
uismäßig sehr hochstehende Hausiudustrie (s. auch Abschnitt Sudan). Die bekanntesten Bantu-
Stämme sind die Kongoneger, die Suaheli (Küste Deutsch-Ostafrikas), die Kaffern (mit den
Snlns, im Küstengebiet.südlich vom Sambesi), die ihnen verwandten Betschuaueu (im Hinter-
land des Kafferngebietes), die Herero (in der Mitte Deutsch-Südwestasrikas), die Owambos
im Norden Deutsch-Südwestasrikas) und die Duala (an der Küste Kameruns).
e) In Deutsch-Südwestafrika und weiter ostwärts (bis zum 24.° o. v. Gr.) wohuen die
Hottentotten und Buschmänner, die sog. „hellfarbigen Südafrikaner", die man als den
Rest einer afrikanischen Urrasse ansieht (f. § 57). Zu dieser Urrasse rechnet man vielfach
auch die Zwergvölker, die unter den Bantnstämmen verstreut wohueu (namentlich in den Ur-
wäldern des Kongobeckens) und nnr 1,3—1,5 m groß sind. (Die Akka am obern Ubangi benutzen
auf der Jagd und im Kriege vergiftete Pfeile.)
d) Ferner sind zu nennen die zu den Malaien zählenden, christlichen Hovas auf der Ost-
hälfte Madagaskars, die Inder an der Ostküste des Erdteils, wo sie einen großen Teil des Handels
in Händen haben, und die Europäer (Engländer, Buren, Deutsche. In den deutscheu Kolo-
nien leben 20 000 Weiße, davon fast 16 000 Deutsche).
Religion der Eingeborenen. Die Bewohner Nordafrikas sind meist eifrige
Mohammedaner, auch die Sudanstämme (Fulbe). Von hier aus gewiuut der Islam
stetig au Ausbreitung, so in Kamerun und Abessiuieu. Die Verbreitung des Islam wird
namentlich durch fauatifche Bettelmönche von der Sekte der Senussi gefördert, die von den
Knfra-Oafen in der nordöstlichen Sahara ausgehen. Hin und wieder wird auch bereits die Losuug
ausgegeben: Afrika deu Afrikanern! Möglich, daß daraus den Europäern noch einmal große
Schwierigkeiten eutstehen. Die christliche Missionstätigkeit unter den Mohammedaueru ist bis-
her ohue Erfolg geblieben.
Die Kopten in Ägypten, die Abessinier und die malaiischen Hova auf Madagaskar
sind seit langem christlich. Unter den heidnischen Bantuuegeru siud zahlreiche Missionare
der verschiedenen christlichen Bekenntnisse uuter großen Entbehrungen erfolgreich tätig.
Unter den Bantuuegeru ist der Fetischismus2) weit verbreitet. Der Fetischismus beruht
auf dem Glauben, daß der Dorfzauberer oder „Fetischmann" einen Geist in einen beliebigen
Gegenstand hiueiuzwiugeu köuue, der dadurch Zauberkraft bekomme. Jedes Diug kauu zur
Wohuuug des Geistes werden, ein Knochen, ein Zahn, ein Büschel Haare, Zeuglappen,
eine Holzpuppe, ein Stein.
6. Verkehr und Handel Afrikas.
§107 a) Der verkehr ist im allgeineinen wenig entwickelt. Nach der vorherrschen-
den Beförderungsweise kann man 4 große Verkehrsgebiete unterscheiden, die
Abb. § 107 wiedergibt. Der Flnßverkehr leidet namentlich unter den Strom-
schnellen, die die meisten Flüsse nahe der Mündung besitzen (Beispiele?). Beim
Nil und Kongo werden die Schnellen bereits durch Eisenbahneil umgangen.
Auf dem Kongo verkehren bereits über 100 flachgehende Dampfer; ebenso eine
Anzahl auf dem Nil, Niger, Sambesi lind den großen ostasrikanischen Seen.
x) Von manchen zu deu Hamiten gezählt.
2) Vom Pöring. feitiqo — Zauber.