1913 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Harms, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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Die Rotation der Erde.
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Erde entfernt — in der Minute rund 650 Taus, km zurücklegen, der nächste Fix-
stern sogar über 100 000 Mill. km!)
2. Wie kann die Erscheinung des Aus- und Untergehens der Sonne und der
Sterne viel glaubwürdiger erklärt werden? (Achsendrehung oder Rotation der
Erde; zuerst gelehrt durch Koperuikus, der zu Luthers Zeit als Domherr in
Franenbnrg lebte, gest. 1543).*
3. Beweise für die Achsendrehung der Lrde:
a) Die Abplattung der Erde an den Polen. (Versuch auf der Töpferscheibe,
mit der Schwungmaschine, mit dem Oltropsen in einer Mischung von Wasser und
Weingeist.) Aufmerksam gemacht auf die Tatsache der Abplattung wurde man zuerst durch
die Erfahrung des Franzosen Richer, daß er in Cayenne das Pendel seiner Uhr verkürzen,
in Paris wieder verlängern mußte, da es sonst in Cayenne zu langsam, bzw. in Paris
zu rasch schlug. Der Schluß, daß man sich in Paris dem Erdmittelpunkte näher befinde, der Erd-
radius also nach Norden hin kürzer werde, die Erde demnach ein Sphäroid sei, wurde bestätigt durch
die schon erwähnten Gradmessungen bei Quito und in Lappland (f. § 112). Sie zeigten,
daß die Breitenkreise nicht überall gleich weit entfernt sind (was bei einer Kugel der Fall sein
müßte), sondern daß die Entfernungen nach den Polen hin zunehmen,2 eine Erscheinung, die
auf die Sphäroidsorm schließen läßt. Daß und warum bei einem Sphäroid die Breitenkreis-
Entfernungen nach dem Pol hiu zunehmen müssen, veranschaulicht Abb. 10.
Die Abplattung der Erde ist übrigens nur Vage des Durchmessers:
Große Halbachse a = 6378,3 km,
kleine „ b = 6356,7 „ .
a-b _6378,3-6356,7 21,6 1
a ~~ 6378,3 ~ 6378,3 ~~ 296
b) Der Pendelversuch von Foucanlt.
Der französische Physiker Foucault befestigte 1851 in der Kuppel des Pantheons in Paris
ein 62 m langes Pendel (Metalldraht), das unten ein spitzes Metall-Lot trug. Den Schwingnngs-
bereich des Pendels umzog er mit einem Wall aus Sägemehl. Ein etwaiges unregelmäßiges
Ingangsetzen des Pendels wurde dadurch vermieden, daß er das Pendel mit einem Faden fest-
band und diesen dann durchbrannte. Das Pendel durchschnitt nun den Sägemehlwall in regel-
mäßigem Fortschritt von Osten über Süden nach Westen an immer andern Stellen, und
zwar so, daß die scheinbare Drehung der Schwingungsebene reichlich 11° betrug. Da aber in
Wirklichkeit die Schwingungsebene eines Pendels sich (infolge des Beharrungsgesetzes) nie
ändert, so mußte sich der Fußboden, also die Erde, unter dem Pendel in der Rich-
tung von Westen über Süden nach Osten gedreht haben. Würde man den Versuch am
Äquator gemacht habeu, so würde sich keine Abweichuug gezeigt haben, da am Äquator die
Schwiuguugsebene senkrecht zur Erdachse steht. Am Pol dagegen würde das Pendel in 24 Stunden
nacheinander alle Stellen des Sägemehlwalles durchschnitten, also eine scheinbare Drehung von
360° beschrieben haben, in einer Stunde also 15° (in Berlin fast 12°, in Cayenne 1v3°). —
(Formelentwickelung und Berechnung s. Anhang § 180.)
c) Die Abweichung des fallenden Körpers von der Senkrechten nach Osten.
(Versuche von Türmen herab oder in Bergwerksschächte hinab. — Wie zu er-
klären?)
d) Die Ablenkung der Passatwinde nach Westen. Wie zu erklären? (Siehe
auch ^-eminarheft I § 45.) Ebenso die Ablenkung des Golfstroms und des Kuro-
Sitoo (Ostasien) aus der Nord- in die Nordostrichtung.
1) Er lehrte nicht bloß die Rotation, sondern auch die Revolution der Erde.
2) Ein Breitengrad mißt in Peru 110,6, in Frankreich 111,2, in Lappland 111,6 km.