1908 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Vorderasien. 9
bevor sie die innere Ebene erreichen, und bewirken in dieser ein sehr trockenes
Kontinentalklima mit ungewöhnlich hohen Temperaturgegensätzen zwischen Sommer
(bis 40° C) und Winter (bis — 15° C). Infolge der großen Trockenheit ist
das plateauartige Innere (1000 m) meist waldlos und unfruchtbar, ja in der
Mitte wird die Hochfläche zur unwirtlichen Steppe und Wüste.
Größere feste Ansiedelungen fehlen hier gänzlich; die Steppe bedingt das
Nomadentum, die Wüste das Ränbertum.
Die Flnßadern wenden sich meist dem Innern zu, versiegen aber alsbald
im Sande oder in Sümpfen, so auch der vom Hindukusch kommende Hilmend.
Nur der Heri-Rud durchbricht die nördlichen Randgebirge und stellt die Ver-
bindung mit Westtnrkestan her. An ihm liegt Herat, der Schlüssel von Afghanistan.
Nach Indien führt das militärisch so wichtige Tal des Kabul mit der Stadt
gleichen Namens; von hier geht durch die schluchtenartigen Cheiber-Pässe die
wichtigste Straße nach Indien.
Der Gebirgssanm. In den wohlbewässerten Tälern der Randgebirge
und an den Flußusern finden sich die srnchtreichen Paradiese Persiens, wo Weizen,
Wein, Obst, Südfrüchte und Rosen (besonders um Schiras) gedeihen. Hier liegen
wie schon im Altertum (Susa, Persepolis [ö]), so auch heute uoch die größten
Ansiedelungen; südlich vom Elbursgebirge Teheran (ä), 280000 Einw., Residenz;
am Rande der armenischen Gebirge Tebris, 200000 Einw., Mittelpunkt des
Verkehrs zwischen Europa und Asien; am Fuße der südpersischeu Gebirge
Jsfahän, 70000 Einw., Hauptplatz des persischen Gewerbefleißes (Teppiche);
f. von Jsfahau Schiras (ä), in reizender Landschaft von Rosen- und Zypresseu-
gärten umgeben.
Bevölkerung. Die Bewohner Irans gehören vorwiegend zur mittelländischen
Rasse. Nur die nomadisierenden Tnrktataren sind mongolischer Abkunft. Ihrem An-
stürm erlag indes das edel angelegte, aber durch den Despotismus seiner Fürsten aller
selbständigen Kraft beraubte Perservolk. Auch die heutige Dynastie Persiens entstammt
türkischein Geschlecht. ■— Der Religion nach ist die Bevölkerung Irans moham-
medanisch. Die Perser sind Ackerbauer, Gewerbs- und Kaufleute. Ihre Industrie
beschränkt sich zumeist auf Webereien (aus der Wolle der Ziegen webt man schöne
Schals) und Fabrikation von Teppichen.
Staatlich zerfällt Iran in drei Reiche: P e r f i e n, Afghanistan und
Beln tfchistan.
Persien, die Westhälfte Irans (3 mal so groß als das Deutsche Reich,
9 Mill. Einw.), bildet einen selbständigen Staat; an der Spitze steht als Herrscher
ein unumschränkt regierender König oder Schah (schäch).
Belutschistan, im So. Irans, ist der ödeste und unwirtlichste Teil des Hochlands.
Es gehört zu Britisch-Jndien.
Afghanistan, der nordöstliche Teil von Iran, steht unter der Herrschaft des
Emirs von Kabul. Das Land ist als Übergangsland von Tnran nach Indien von
größter Wichtigkeit.