1911 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Kretschmer, Karl, Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Mittelebene, von Rom aus, die ganze Halbinsel allmählich unterworfen und
zu einem einzigen Staate verbunden, der die Herrschaft der damals bekannten
Welt erlangte. Im Mittelalter wurden die Städte der Lombardei die wichtigsten
Handelsplätze der ganzen Erde, namentlich da sie den Handel zwischen Ost-
indien und Mitteleuropa vermittelten. Aus jener Zeit stammt der Brauch, für
die im Handel und Warenverkehr üblichen Ausdrücke italienische Wörter, wie
z. B. brutto und netto, zu verwenden.
Ein Italiener war der erste Europäer, der den Weltteil Asien durchquerte
(Marco Polo), und italienischer Abkunft war auch Columbus, der Entdecker von
Amerika. Später ging Italien wirtschaftlich zurück, weil es den neuen Handels-
straßen ferner lag, aber Rom blieb als Sitz des Papstes die geistliche Hauptstadt
der Welt. In neuester Zeit ist Italien von den Alpen her staatlich geeint und hat
auch wieder einen wirtschaftlichen Fortschritt gemacht, da es in der Verkehrs-
achse zwischen Westeuropa und dem Suezkanal liegt.
Die Bewohner sind Nachkommen der alten, in Italien wohnenden Völker,
" aber in Norditalien sehr stark mit Deutschen vermengt. Der größte Teil der Be-
wohner bekennt sich zur kátholischen Kirche.
1. Oberitalien. An der Küste des Mittelländischen Meeres Hegt zwischen
den Alpen und dem Apennin die alte Landschaft Ligurien (û). Der Küstenstreifen
ist durch mildes Klima und Schönheit der Landschaft ausgezeichnet und wird
deshalb von Reisenden viel besucht. Die Hauptstadt ist Genua(ê), La Superba =
die Stolze genannt, eine prächtig aus der See am Bergeshange emporsteigende
Hafenstadt, wegen der Größe 'des Hafens und wegen ihrer unmittelbaren
Verbindung mit Mitteleuropa, besonders mit Hamburg, der wichtigste Hafen
von Italien und zugleich auch reich an Industrie. Die Küste zu beiden Seiten
bezeichnet man mit dem italienischen Worte Riviera (ê, d. i. Küste). Sie reicht
mit ihren Palmen- und Blumengärten nach W. bis über die französische Grenze
hinaus und auf der andern Seite bis zu dem Kriegshafen Spezia (é).
Das nördlich von Ligurien liegende Piémont (d. i. am Fuße der Berge) ist
das Stammland des früheren Königreiches Sardinien und des jetzigen König-
reiches Italien. Die Hauptstadt Turin (î) ist Fabrikstadt und der Knotenpunkt
der hier zusammenlaufenden Alpenbahnen, besonders der Hauptpunkt der
Mont Cenisbahn.
Weiter abwärts am Po liegt die nach den Langobarden benannte Lombardei.
Sie treibt hauptsächlich Landwirtschaft und ist wegen ihres fruchtbaren Bodens
und ihrer Industrie der am dichtesten bevölkerte Teil von Italien. Die Haupt-
stadt ist Mailand, das sich wegen seiner günstigen Lage als Knotenpunkt vieler
Alpenstraßen und als Sitz reger Gewerbtätigkeit sowie des Seidenhandels zu
einer der größten Städte Italiens entwickelt hat. Unter seinen Gebäuden ist am
bemerkenswertesten der prachtvolle, ganz aus weißem Marmor erbaute Dom. Die
Stadt Pavia (î) ist aus der Geschichte der Langobarden bekannt. In den Sümpfen
am unteren Po liegt die Festung Mantua.
Die Provinz Venetien hat zur Hauptstadt das auf den Inseln einer
Lagune auf einem Pfahlrost aufgebaute Venedig. (Fig. 6.) Seine alten, pracht-
vollen Paläste erheben sich an Kanälen, die anstatt der Straßen dem Verkehr
dienen und darum immer von zahlreichen Gondeln belebt sind. In früherer
Zeit war es unter der Herrschaft der Dogen (sprich : döschen) die Königin des