1911 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Kretschmer, Karl, Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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fast alle aus der Mitte des Landes und strömen von dort nach allen Seiten
auseinander; die nach S. gerichteten erreichen ihr Ziel durch einen eigentümlichen
Knick ihres Laufes. Sie alle haben riesige Wasser mengen, die besonders zur Zeit
der Schneeschmelze auf lange Zeit hin für den Verkehr vollkommen ausreichend
sind, können leicht miteinander verbunden werden, haben aber den Nachteil, daß
sie einen großen Teil des Jahres hindurch mit Eis bedeckt sind. Immerhin bilden
sie vorzügliche Verkehrswege. Der größte von ihnen und zugleich der größte
Strom von Europa ist die Wolga (d. i. der Große Fluß). Sie empfängt zwei
große Nebenflüsse, die Oka (spr. : Oka) und die Kama und mündet mit einem
großen Delta in das Kaspische Meer. Ihre und des gleichfalls ins Kaspische Meer
mündenden Uralflusses Wassermassen reichen aber nicht aus, um die verdunsteten
Wasser mengen wieder zu ersetzen; deshalb liegt der Spiegel dieses größten Binnen-
sees der Erde 26 m unter dem des Mittelländischen Meeres, und ein breiter Küsten-
streifen bildet eine unter dem Meeresspiegel liegende große Senke, eine sogenannte
Depression. In dieser befinden sich größere und kleinere Salzseen. Der zweit-
größte Fluß ist der in das Schwarze Meer mündende Dnjepr (é), der durch seine
Nebenflüsse mit der Weichsel in Verbindung steht. An seinem Zuflüsse Pripet (i)
dehnen sich große Moorstrecken, die Rokitnosümpfe(i), aus; im Oberlaufe bekommt
er als Zufluß die in der Geschichte bekannt gewordeneberesina (ré). Nach S. strömen
ferner der Dnjestr (é) und ..der Bug in das Schwarze Meer und der Don in das
flache Asowsche (óf) Meer. In das Baltische Meer ergießen sich der Njemen (é,
d. i. der Deutsche Fluß), der auf deutschem Gebiete den Namen Memel führt,
die Düna und die Newa. Die in das Weiße Meer fließenden nördlichen Ströme, die
Dwina (á) und die Petschora(ó), liegen in einer so kalten Gegend, daß sie nur einen
kurzen Teil des Jahres hindurch für die Schiffahrt in Betracht kommen.
Große Seebecken ziehen sich von dem Finnischen Meerbusen herüber zum
Weißen Meere. Die beiden größten, der Ladogasee (á) und der Onegasee (é) sind mit-
einander durch einen Flußlauf verbunden, stehen durch die Newa mit der Ostsee
und durch einen Kanal mit der Wolga in Verbindung. Der südwestlich von ihnen
gelegene Peipussee hat ebenfalls einen Abfluß zum Finnischen Meerbusen. Nördlich
davon liegen zahllose Seen, so daß man Finnland als das Land der tausend Seen
bezeichnet hat.
6. Klima. Das Klima zeigt große Gegensätze zwischen Sommer und
Winter, da die mildernde See ziemlich weit entfernt liegt. Der nördliche und
der mittlere Teil bekommen ausreichende Niederschläge. Nach So. zu reicht
der Regen für zusammenhängenden Baumwuchs nicht mehr aus; deshalb finden
sich dort große Steppengebiete, die teilweise als Weide, teilweise auch noch für
den Getreidebau benutzt werden.
7. Pflanzen- und Tierwelt. Mittelrußland hat große Wälder, in denen die
Eiche und auch die Linde weit verbreitet ist. Das nördliche Rußland trägt
hauptsächlich Birken und Nadelbäume. In dem an das Polarmeer grenzenden
Teile ist der Boden fortwährend gefroren, so daß nur im Sommer, wenn die
Oberfläche aufgetaut ist und sich ein Sumpf gebildet hat, Flechten und küm-
merliche Moose gedeihen können. Die Eissteppe bezeichnet man als Tundra (u).
Rußland hat im S. und in der Mitte ein ausreichend großes Gebiet für den
Getreidebau und für Wälder. Während das mittlere Rußland viel Holz ausführen
kann, ist Südrußland, namentlich das Gebiet der sogenannten „Schwarzen Erde ,