1911 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Kretschmer, Karl, Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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2. Lage und Ausdehnung. Es besteht aus einer Reihe von Inseln, die sich
in drei Bogen an der Küste entlang ziehen, und hat außerdem neuerdings teil an
dem Festlande, indem es die Halbinsel Korea (ê) und einige früher zu Rußland ge-
hörige Gebiete weiter im N. besitzt.
3. Bodengestalt. Es ist von Gebirgen durchzogen, die teilweise die Schnee-
grenze erreichen und von denen die größten vulkanischer Entstehung sind.
4. Schiffahrt und Handel. Bei der nur geringen Ausdehnung der Inseln
finden sich auf Japan keine großen Flüsse, aber dafür ragt von allen Seiten
das Meer weit in das Land hinein und erlaubt den Bewohnern fast überall die
Teilnahme an Seeschiffahrt und Seehandel. Man kann Japan und die Japaner
sowohl nach der Größe des Landes als nach der Natur des Inselstaates und dem
Volkscharakter mit England und den Engländern vergleichen. Der Land verkehr
wird häufig noch durch Menschen-
kraft unterhalten. (Fig. 5.)
5. Klima und Erzeugnisse.
Das Klima steht unter dem Ein-
flüsse des Meeres und ist wärmer
als auf dem angrenzenden Fest-
lande, da eine warme Meeres-
strömung, der Kuroschio (d. i.
der Dunkle Salzstrom) an seiner
Ostküste entlang führt.
Im S. ist Japan sehr frucht-
bar und baut dort ausreichend
Reis und Tee, daneben treibt es
soviel Seidenraupenzucht, daß es
neben China heute das wichtigste
Seidenland ist.
6. Bewohner. Die Bewohner
sind mongolischer Abstam-
mung. Vor den Asiaten des Fest-
landes zeichnen sie sich durch eine
erstaunliche Fähigkeit aus, sich
Fremdem anzupassen und sich
Fremdes anzueignen. Sie sind geschickt in allerlei Gewerbe und Kunstgewerbe
und haben in neuerer Zeit * namentlich die europäischen Einrichtungen über-
nommen und weiter fortgebildet. Während sie früher schon in der Herstellung
von Seidenstoffen, allerlei Papierwaren, Porzellan, Lackarbeiten, Metallwaren
und^Holz- und Elfenbeinschnitzereien Hervorragendes leisteten, haben sie jetzt
auch das Heerwesen, die Eisenbahn, die Post und Télégraphié und das gesamte
niedere und höhere Unterrichtswesen, außerdem auch die Maschinenfabrikation
nach europäischen, vornehmlich nach deutschen Mustern eingerichtet und
können deshalb in den meisten Beziehungen mit den europäischen Großmächten
in Wettbewerb treten.
An der Spitze des Staates steht der Mikado (â), d. i. Kaiser.
Auf der größten Insel Hondo liegt die Hauptstadt Tokio (ô, d. i. Osthauptstadt)
auf der besser gegliederten Ostküste des Landes. Sie ist eine riesige Stadt, die sich
Fig. 5. Japanische Droschken.
(Nach einer Photographie der Neuen pliotographisclien
Gesellschaft in Steglitz-Berlin.)