1911 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Kretschmer, Karl, Steinecke, Victor Albert G...
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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das Meer im Laufe der Zeit große Veränderungen durchgemacht. Die West-
küste von Südamerika deutet darauf hin, daß dort ein tiefer Einbruch statt-
gefunden hat; an der Ostküste von Asien ist aus der Anordnung der Inseln noch
deutlich zu ersehen, daß dort große Landmassen eingebrochen sind; und
zwischen den Wendekreisen muß man aus der großen Zahl von Koralleninseln
schließen, daß dort schon seit langer Zeit eine Senkung statt hat, denn man findet
den Korallenkalk bis in große Tiefen hinein, während doch die Korallen nur un-
mittelbar unter dem Meeresspiegel gedeihen können.
3. Tiefe. Der Große Ozean weist auch die größten Tiefen auf. Während
früher die an der Ostküste von Japan erlotete Tiefe von mehr als 8000 m als
die größte Einsenkung galt, hat man in dem tiefen Graben nördlich der Karolinen
sogar über 9000 m gefunden. Das ist die tiefste bisher entdeckte Einsenkung.
4. Verkehrswert. Vom Atlantischen Ozean unterscheidet er sich besonders
dadurch, daß er nach N. nahezu abgeschlossen und nach S. sehr breit ist,
während sich jener als ein Meeresraum von sich nahezu gleich bleibender Breite
vom Nördlichen zum Südlichen Eismeer erstreckt. Wegen dieser Ausdehnung ist
der Pazifische Ozean auch der am wenigsten befahrene Verkehrsraum. Von der
Ostseite her legt sich das Kordillerengebirge als Hemmnis vor und Flüsse münden
dort fast gar nicht. Auf det Westseite dagegen liegen zwar große Kulturstaaten
und die Mündungen riesiger Flüsse erleichtern dort den Zugang, aber diese
Länder müssen erst noch wirtschaftlich für den großen Verkehr erschlossen
werden. Außerdem liegt der gewaltige Ozean weit von den wirtschaftlichen Groß-
mächten Europas und Amerikas entfernt und viele seiner Randländer sind
noch nicht in eine wirtschaftliche Entwicklung eingetreten. Sobald dies aber
geschehen sein wird, wie sich Australien, Neuseeland, Japan und die Westküste
der Union bereits entwickelt haben, dann wird dieses Weltmeer den ihm nach
seiner Größe gebührenden Rang einnehmen. Dazu werden besonders der Bau
der großen amerikanischen und asiatischen Überlandbahnen und die Erbauung
des Panamakanales beitragen. Tatsächlich zeigt das letzte Jahrzehnt bereits
eine große Steigerung des Verkehres.
Ii. Der Atlantische Ozean.
1. Gliederung. Der Atlantische Ozean hat seinen Namen von dem Atlas-
gebirge, das den Alten als die Westgrenze der ,,Erdscheibe" galt. Er hat
nahezu gleichlaufende Ufer, steht mit dem Nordpolarmeere in ziemlich
offener Verbindung und verläuft nach S. breit in das Antarktische Meer.
Seine S-förmige, in der Mitte etwas verbreiterte Rinne wird auf beiden Seiten
von großen Buchten und Mittelmeeren begleitet, die ihrerseits wiederum
dazu beitragen, daß zahlreiche große Ströme in den Atlantischen Ozean münden.
Eigentümlich ist die Verbreitung der vereinzelten Inseln und Inselgruppen in
der Längsachse des Weltmeeres und seine Inselarmut im ganzen S. und in
einem großen Teil des nördlichen Raumes. Die Küsten sind im N. gegliederter
als im S. und haben vor dem Stillen Ozean den Vorzug, daß sie zu einem großen
Teile an Länder stoßen, die nicht durch Randgebirge versperrt sind.
2. Verkehrs wert. Als Verkehrsgebiet hat er eine große Bedeutung, da er
namentlich in seiner nördlichen Hälfte das Bindeglied zwischen den geistig und