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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 19

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 19 sie durch die Luft gesaust und sammeln sich um den Teufel. Herr „Urian" hält von der Teufelskanzel eine lustige Rede an das Gesindel. Oann beginnen der Tanz und das Gelage. Hber beim ersten Hahnenschrei im Morgengrauen verschwindet der tolle hexen- spuk. Alljährlich wird der Brocken der großartigen Aussicht wegen von vielen Tausenden besucht. 90 Städte und 700 Dörfer sind vom Aussichtsturme bei klarstem Wetter zu sehen. Aber gewöhnlich hat er seine Nebelkappe aufgesetzt. Wunderbar geformte Nebelgestalten jagen dann um ihn her und versperren die Aussicht. Es ist für den rüstigen Wandersmann eine Lust, auf steilem Berg- pfade den Gipfel zu erklimmen. Dunkler Tannenwald bedeckt die Abhänge. Lange Bartflechten zieren die riesigen Bäume- deren Wurzeln umspannen wie Riesenarme die umherliegenden Zelsblöcke. Je höher hinaus, desto niedriger werden die Tannen. In der Nähe des Gipfels bilden sie nur noch krüppeliges Knieholz. Der Gipfel ist baumlos. Nur Nloose, Klechten und kurzes Gestrüpp bedecken Gestein und Loden. Das gut eingerichtete Brockengasthaus sorgt aufs beste für Erquickung und Unterkommen der Gäste. Neben dem Gasthaus ist eine Wetterbeobachtungsstation eingerichtet. Jetzt können auch schwache und kranke Leute die gesunde Höhenluft genießen. Eine Eisenbahn führt auf den Gipfel. In der Nähe des Brockens liegen die Achtermannshöhe, Heinrichshöhe und der Große Winterberg. Auf dem Unterharze erhebt sich die Granitmasse des Hamberges mit der Viktorshöhe 550 m hoch. In der Nähe von Stolberg ragt der „König des Unterharzes", der Auersberg, wuchtig über die platte hinaus. Es ist ein Porphrjrkegel von etwa 600 m höhe. Auf seinem Gipfel, der I o s e p h s - höhe, erhebt sich inmitten hoher Tannen und Luchen ein 38 m hoher Eisen- turm in Kreuzform, das „größte Kreuz der Welt", mit einer entzückenden Aussicht. 4. Klima. Oer Oberharz hat eine bedeutende höhe und liegt ganz frei und vereinzelt. Darum umbrausen ihn ungehindert die kalten Nord- und Ost- stürme. Das Klima ist deshalb rauh und kalt. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 4 °. Die hohen Berge ziehen die Wolken an und halten sie fest. Die kühlen sich in den höheren Luftschichten ab und spenden reichlich Regen, Schnee und Nebel. Die jährliche Regenmenge steigt bis 130 mm. Die Gewitter treten mit großer Heftigkeit auf. Die Winter sind besonders lang und kalt. Kaum vier Nlonate sind schneefrei. Rauhreif und Schnee bedecken die Zweige der Bäume und brechen sie ab. heftige Winterstürme entwurzeln die stärksten Bäume und zerknicken sie wie Strohhalme. Im Gberharze liegt oft so viel Schnee, daß die Leute benachbarter Dörfer nicht miteinander verkehren können. Zum Schutz vor der rauhen Luft sind vielfach die Häuser mit Brettern beschlagen, die Zimmer mit Doppel- und Schiebefenstern versehen. Da der Schnee sehr lange liegen bleibt, wird an vielen Orten, z. B. Andreasberg, Schierke, eifrig der Winter- sport getrieben. Infolge des rauhen Klimas und der zwar fruchtbaren, aber dünnen Acker- krume gedeiht das Getreide nicht. Der Roggen wird nicht reif. Nur die Kartoffel 2*
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