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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 35

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 35 Hülsenfrüchten sogar Zuckerrüben angebaut. Die Ernte liefert mehr als ver- braucht wird. In den mageren Gegenden gewinnen Zleiß und zähe Ausdauer der Bewohner dem geringen Loden noch leidliche Erträge ab, besonders an Kar- toffeln. In letzter Zeit liefern der Obstbau und die Bienenzucht gute Ernten. 2. Gewerbe und Handel. Va es auf dem Eichsfelde an Wasserkraft und Kohlen fehlt, konnte sich die Industrie nicht entwickeln. In neuerer Zeit haben Bremer Raufleute eine große Zahl von Zigarrenfabriken gegründet, hier finden viele Leute guten Verdienst. Zabrikmäßig werden jetzt auch wollene, baumwollene und leinene Waren hergestellt. Doch die handweberei ist sehr zurückgegangen, weil sie nicht mehr lohnte. Vagegen finden viele Bewohner in der Anfertigung von Strohdecken, Körben, Stöcken, feinen Haararbeiten lohnende Beschäftigung. Km Ostrande des Eichsfeldes, besonders in der Umgebung von Bleiche- rode, sind in letzter Zeit mehrere Kalischächte angelegt worden, vort holen die Bergleute das rötliche Kalisalz aus der Erde. Vas ist ein wertvolles vünge- mittel. — Weil viele Eichsfelder in der Heimat keinen lohnenden Verdienst finden, werden sie in die Zremde getrieben. Zahlreiche Hausierer ziehen heute noch mit ihren Waren durch die deutschen Lande. Manche verdienen sich auch draußen als Musikanten ihr Brot. Im Zrühjahre wandern Scharen von fleißigen Arbeitern nach der Magdeburger Börde oder nach Westfalen, um dort als landwirtschaftliche Arbeiter oder im Bauhandwerk Beschäftigung zu suchen. Im herbste kehren sie dann wieder und weben im Winter Barchent und Leinewand. Ii. Verkehrswege. Des Eichsfeld hat zwar nicht viel Waren ein- und auszuführen. Oer Handel ist jetzt noch gering. Trotzdem wird der Nord- und Südrand sowie auch das Innere von wichtigen Verkehrsstraßen durchzogen. Venn das Eichsfeld liegt in der Mitte dreier Landschaften: Thüringen, Hessen, Niedersachsen, vadurch ist es ein wich- tiges Verbindungsland geworden. Es eignet sich daher vorzüglich für den Durchgangsverkehr. Da die Zlußtäler von Osten nach Westen oder umgekehrt laufen, boten sie überall gute, natürliche Verkehrswege, .fluch auf der platte konnten ohne Schwierigkeit Straßen und Eisenbahnen angelegt werden, da sie meist eben ist. Durch den Durchgangsverkehr haben sich auch die Erwerbs- Verhältnisse der Bewohner gebessert, da die erzeugten Waren leichter und schneller befördert werden. Iii. Besiedelung. 1. Bewohner. Die Eichsfelder sind heitere, gutmütige, streng rechtliche Leute, zwar etwas derb, aber bieder und ehrlich. Es gibt jetzt noch Dörfer, in denen nachts die Häuser unverschlossen bleiben. Mit seltener Treue hängt der Eichsfelder an seiner Heimat. Auch in der Fremde hält er fest an heimischer Sitte und Sprache. Zwar ist der Eichs- felder genügsam, aber durchaus kein Kopfhänger. Bei Hochzeiten, Kindtaufen und Kirmessen ist er gern fröhlich und läßt's sich etwas kosten. von Iugend auf ist der Eichsfelder an eine nahrhafte Kost gewöhnt. Selbst- gebackenes Schwarzbrot und Hülsenfrüchte sind seine tägliche Speise. Darum ist sein Körperbau meist kräftig. Als besondere Leckerbissen gelten die „Feldgieker", eine Art Zervelatwurst, sowie Sauerkohl und Schweinefleisch. 3*
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