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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 41

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
A. Die Thüringer Mulde. 41 und vertrauensselig im Verkehr untereinander und mit Fremden. Auch die wohl- Habenderen Leute schließen sich nicht stolz von ihren Landsleuten ab. Oer angestrengten Arbeit winkt das „gemütliche Beisammensein" in allerhand geselligen Dergnügungs- vereinen, Kegel-, Skat-, Rauchklubs, Gesangvereinen. Besonders lebens- und sanges- froh sind die Leute in der Rudolstädter Pflege. Ihre Lieblingsgerichte sind die Rost- bratwurst und der Kartoffelklosz. Bei jedem Feste, an jedem Sonntag und Sommerabend üben die Düfte aus den Bratwurstbuden ihren geheimnisvollen Zauber auf die Ein- heimischen aus. Die Bratwurst wird nur öffentlich und ohne Hilfe von Messer und Gabel verspeist. Die Kartoffelflö^e werden nur zu Hause zubereitet und genossen. Ihren Namen läßt der Rudolstädter Dichter Anton Sommer durch folgendes Rätsel ergründen: „horch, Andrees, ech will d'r ämal ä Rätsel offgabe, probier'sch, ob de's rauskriechst. Gucke, 's sinn vier Silben. De erschte ös rond,- de zwäte und drötte besamm — ös a rond; de erschte, zwäte un drötte besamm — ös a rond,- de verte — ös a rond; un alle vere besamm — ös a rond. lvas ös änn das? Ho, ech fih der'sch an Gesocht an, daß de 's nech rausbrängst, du Dtih- nockel, zermartre öci Geherne nech, ech will der'sch sa: das ös d'r Ard- apfelklus" (Kartoffelklosz). Das Rirschfest in Naumburg. In Naumburg wird jedes Jahr im Juli mit großem Glanz und Jubel das Kirschfest gefeiert. Über dessen Entstehung berichtet folgende Sage: Die hussiten zogen unter ihrem Führer Prokop gegen Raum- bürg. Da er den Bürgern schwer grollte, ließ er ihnen sagen: „Denen von Naumburg soll keine Gnade zukommen." Da war die Angst in der Stadt groß. In dieser Not wurde ein Schlossermeister der Retter. Der kluge Mann riet, man solle den Bindern weiße Sterbe- Hemden anziehen. Darin sollten sie vor Prokop einen Fußfall tun, ihre Hände gen Himmel heben und „Gnade! Gnade!" rufen. Das wurde am nächsten Tage ausgeführt. Prokop wurde dadurch so gerührt, daß er den Bindern versprach, es solle ihnen kein Leids geschehen. Dann ließ er Spielleute kommen und lvein und Kirschen bringen. Mit den anderen Befehlshabern setzte er sich fröhlich mitten unter die Kinder. Die hatten ihre fingst vergessen, sangen fröhliche Lieder und tanzten heiter um ihn herum. Km Abend zogen sie wieder heim. Prokop ließ den Bürgern durch die Kinder zurücksagen, es solle ihnen kein Leid von ihm geschehen. In der Nacht brach er sein Lager ab. 2. Volksdichte und öiedelungen. Oie Landschaft ist sehr ungleich besiedelt. Die Ilmplatte hat viel ödes Land und kein Großgewerbe. Oie Erwerbs- Verhältnisse sind daher ungünstig. Oarum ist sie auch nur schwach besiedelt. Oie Ortschaften sind klein und dünn gesät. Oas Ilmtal und die Ilmmulde bieten Abb. 28. Thüringer Klöße. (Nach einer Postkarte aus Martins Kunstverlags Erfurt.)
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